Das European Youth Event EYE wird im Juni diesen Jahres zum dritten Mal im Europäischen Parlament in Straßburg über 8.000 junge Menschen aus ganz Europa zusammenbringen. Und wir werden zum dritten Mal mit interaktiven Ideenlaboren dabei sein! Das Format hat sich bei den zwei bisherigen Durchführungen bewährt und jeweils über 1.000 Teilnehmende in regen Austausch gebracht, wodurch zahllose Ideen für ein anderes, besseres Europa entstanden sind. Natürlich werden wir in der Vorbereitung hier und da an ein paar Konzeptstellschrauben drehen und beispielsweise die Online-Vorbereitung straffen – die Zielsetzung bleibt jedoch die gleiche: die Stimmen junger Europäer/innen im Parlament zu Gehör bringen. Denn die besten Ideen, die während des EYE entstehen, werden den Parlamentsabgeordneten gesammelt vorgelegt und im Herbst in Anhörungen diskutiert.
Ende Januar feierte das erste neu entwickelte Planspiel des Jahres 2018 mit großem Erfolg Premiere in der Schweiz. Im Rahmen des ersten Treffens des internationalen ‚Young Policy Network on Migration‘ spielten junge Migrations-Expert/innen aus aller Welt „People on the Move“. Das Spiel bringt verschiedene Phänomene globaler Migrationsbewegungen in einem fiktiven Setting zusammen. Die Entwicklung war keine ganz leichte Aufgabe, da Geflüchtete und andere Migrant/innen, unterschiedliche Einwanderungsregime sowie die Spezifika verschiedener Herkunfts-, Transit- und Zielländer miteinbezogen werden sollten. Herausgekommen ist ein aktionsorientiertes, rundenbasiertes Planspiel. Durch die Rundenstruktur kann verfolgt werden, wie sich die Handlungen und politischen Entscheidungen der beteiligten Regierungen auf den Spielverlauf und die Migrationsbewegungen auswirken. Eine Erkenntnis, die viele Teilnehmende nachdenklich stimmte, war, dass sie in der Rolle von Regierungen Migrant/innen wie eine Ware gegen Handelsvorteile oder sonstige politische Zugeständnisse handelten. Nicht nur in diesem Aspekt war das Spiel erstaunlich nah an den realen Diskussionen um den politischen Umgang mit Migrant/innen weltweit.
Planspiele an Schulen sind unser Tagesgeschäft, aber ein Planspiel für Schüler/innen mit geistiger Behinderung hat bisher noch nie jemand nachgefragt. Und zugegeben, wir waren anfangs skeptisch: Da fehlt uns doch die Erfahrung! Für die Zielgruppe haben wir keine geeigneten Materialien! Dachten wir… In enger Abstimmung mit dem Lehrerteam wagten wir dann das Experiment und gestalteten einen Workshop auf der Grundlage unseres EU-Planspiels für die Grundschule. Das kam bei den 16 Schüler/innen der 9. Klasse super an, bis in die Mittagspause diskutierten sie, ob in der EU Lebensmittel mit der Ampel gekennzeichnet werden sollten oder nicht. Wir haben viel gelernt, hatten großen Spaß und antworten ab sofort bei Anfragen von Förder- und Sonderschulen: Ja, gerne! Danke an das Informationsbüro des Europäischen Parlaments, in dessen achtteiliger Serie das Planspiel stattfand.
Landauf, landab haben wir dieses Jahr mit Partnerschaften für Demokratie unterschiedliche Veranstaltungsformate konzipiert und durchgeführt. Die Idee hinter den Partnerschaften als Teil des Bundesprogramms Demokratie leben! ist so einfach wie überzeugend: Akteure der Zivilgesellschaft und Vertreter/innen kommunaler Verwaltungen arbeiten daran, demokratische Strukturen zu stärken und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen, u.a. mit Projektförderung, Beratung, Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger und Demokratiekonferenzen. Unsere Rolle dabei? Planspiele für Jugendliche im Charlottenburger Rathaus durchführen, an Coburger und Hildburghausener Schulen über Rechtspopulismus informieren, das Wechselspiel zwischen Freiheit und Sicherheit in Offenbach beleuchten, Alltagsdiskriminierung in Neukölln thematisieren, Ideen für gesellschaftliche Stärkung und Zusammenhalt in Pasewalk entwickeln lassen und vieles mehr. Vielen Dank an alle Partner/innen für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit! Wir sind gespannt, was 2018 bringen wird.
Noch vor dem Start von „Global Playgrounds“ im Oktober diesen Jahres kam uns die große Politik in die Quere: Aufgrund der veränderten Beurteilung der Lage in der Türkei durch das Auswärtige Amt konnte das Seminar nicht wie geplant in der Türkei stattfinden. Brandenburg statt Izmir, nun gut. Dem Erfolg des Projekts hat das aber nicht geschadet – dank der Flexibilität aller Beteiligten, dem großartigen deutsch-türkischen Trainer/innen-Team und den hochmotivierten Teilnehmenden aus Deutschland und der Türkei. Und angesichts der Spannungen auf der Ebene der hohen Politik finden wir es umso wichtiger, dass der zivilgesellschaftliche Dialog weitergeht.
Eine sehr intensive Seminarwoche später liegen nun sechs Spiele-Prototypen zu den Themen Migration und Integration von Geflüchteten vor, die zurzeit gestaltet und produziert werden. Dazu haben die Teilnehmenden erst die Grundlagen der Spielentwicklung gelernt – aber nicht für irgendwelche Spiele: Spiele mit ernsthaftem Hintergrund, bei denen etwas gelernt werden kann und die trotzdem Spaß machen. Gespielt werden sollen die Spiele mit ganz unterschiedlichen Gruppen, z. B. auch mit Geflüchteten in Deutschland oder der Türkei. Einer der Höhepunkte des Seminars war daher auch ein Spieletest in einer Unterkunft für Geflüchtete in Berlin.
Nach schlappen zwei Jahren Ideen sammeln (und wieder verwerfen), Konzepte entwickeln und Antrag schreiben, wird unser ERASMUS+ Projekt #TEVIP endlich greifbar. Erstmals trafen wir im Oktober alle Projektpartner persönlich. Gemeinsam tauschten wir uns in Berlin darüber aus, was wir eigentlich unter dem Begriff “Werte” verstehen und was Werte eigentlich zu “europäischen Werten” macht. Festzuhalten ist: Wir wollen das Gemeinsame suchen, dabei aber den Konflikten nicht ausweichen. Im Gegenteil, gerade die verschiedenen Interpretationen von “Respekt”, “Freiheit” oder “Solidarität” und die z. T. sogar missbräuchliche Verwendung dieser Begriffe wollen wir in den Mittelpunkt stellen. Schon im kleinen Kreis war diese Auseinandersetzung spannend und gewinnbringend.
Im Weiteren ging es vor allem um organisatorische Fragen: Wir nahmen einige Anpassungen in der Grundstruktur unseres Projekts vor und planten gemeinsam die nächsten drei Jahre. Die Meilensteine wurden von allen Partnern einem Realitätscheck unterzogen und wo nötig angepasst. Was bisher eher als abstrakte und theoretische Antrags-Prosa existierte, wurde lebendig und konkret. Nach drei Tagen rauchten uns die Köpfe, aber wir sind Feuer und Flamme und könnten uns kein besseres Team vorstellen – auch wenn der ein oder andere große Brocken noch zu zerlegen ist.
Ein Land hat auf der Karte unserer Arbeitsorte schon lange gefehlt, doch Anfang November wurde er wahr, der Traum: planpolitik goes UK! Der Anlass war gut und wäre fast noch besser gewesen, denn wir sind mit unserer Online-Planspielplattform Senaryon nur knapp am Evens Prize for Peace Education 2017 vorbeigeschliddert. Aber auch wenn ein anderes tolles Projekt schlussendlich ausgezeichnet wurde, waren wir als Shortlisted Candidate von der belgischen Evens Foundation nach London eingeladen, um über uns und Senaryon auf der Konferenz in Panels und Workshops zu berichten.
Der Titel der Konferenz „Conflict Matters“ lässt sich schlauerweise doppelt deuten, einerseits beschreibend, andererseits mahnend. Erste Übersetzungsmöglichkeit: „Konfliktangelegenheiten“. Diesem Motto folgend wurden nicht nur Praxisprofis unserer Gattung aus ganz Europa eingeladen, sondern auch Wissenschaftler, Philosophen und Künstler. Uns hat es erstaunt, welche Sichtweisen diese Menschen auf das Thema Konflikt haben und wie weit diese teils auseinanderliegen. Der Theaterkünstlerin Olga Halaczek geht es um Energie in Schulklassen, ohne die es keine Auseinandersetzung mit Konfliktangelegenheiten geben kann. Dem serbischen Philosophen Srećko Horvat ging es um die Vereinigung der Arbeiterbewegung gegen den Kapitalismus.
Und wir? Was haben Planspiele mit Konflikten zu tun? Oft wurden wir nach der Wirkung von Planspielen gefragt. Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns schnell bei der zweiten, mahnenden Übersetzungsmöglichkeit des Konferenztitels bedient: „Konflikte sind wichtig“. Die Idee, gesellschaftliche Konflikte in einem Planspiel bewusst zu thematisieren, anstatt sie kleinzureden – und das auch noch im Internet – stieß auf offenen Ohren und großes Interesse. Es war also ein lohnenswerter Trip nach London. Denn was gibt es schöneres als ein Planspiel-Botschafter in einer solchen Community zu sein? Insbesondere, wenn man dabei noch frischgezapftes Guinness trinken kann.
Unter den Linden 1, Berlin – mit Blick auf Humboldt Universität, den Berliner Dom und den Schlosswiederaufbau steht dort die klassizistische Hauptstadt-Residenz der Bertelsmann Stiftung, eine unserer ältesten Kooperationspartnerinnen. Dort führten wir Ende Oktober eine Szenariowerkstatt durch, deren Titel es in sich hatte: “The ‘neighbours of the neighbours’ – Russia and Turkey and their impact on EU neighbourhood relations ten years from now”. Wenn Ihnen schon beim Lesen etwas schwindelig wird, können Sie sich vorstellen, dass die Vorbereitung dieses Workshops nicht wenig Zeit und Hirnschmalz eingefordert hat. Und auch die Teilnehmenden der Szenariowerkstatt, über 20 Alumni der Programmlinien Young Leaders for Europe und Sommerakademie Europa aus allen Ecken Europas, arbeiteten sich daran intensiv ab.
Um die Sache noch ein wenig anspruchsvoller zu machen, kam hinzu, dass eine Szenariowerkstatt viele bekannte Analyseschritte auf den Kopf stellt. Schließlich wird hier vom Ergebnis her gedacht. Also wird zum Auftakt ein möglicher Zustand in der Zukunft ausführlich beschrieben und visualisiert. Erst dann geht es daran zu überlegen, welche Entscheidungen, Entwicklungen und Ereignisse das beschriebene Ergebnis ermöglichen. In zwei intensiven Tagen entstanden in vier Arbeitsgruppen mögliche Szenarien für Russland und die Türkei als jeweils konstruktiver bzw. als destruktiver Akteur im europäischen Nachbarschaftsgefüge. Nicht zuletzt mit Blick auf die aktuelle Lage in den Regionen erforderte insbesondere die Beschreibung eines zukünftig positiven/konstruktiven Selbstverständnisses der beiden Staaten von den Anwesenden ein hohes Maß an Phantasie ab. Verbunden mit den vorhandenen Fachkenntnissen konnten am Ende jedoch vier überraschende und durchaus inspirierende Szenarien für Europas Zukunft präsentiert werden. König Fußball spielte dabei in gleich mehreren Szenarien eine entscheidende Rolle: Und wem der Friede in Europa am Herzen liegt, sollte wohl darauf setzen, dass Russland 2018 und die Türkei 2022 den WM-Pokal in den Händen halten werden. Sorry, Schland!
Mit einem Paukenschlag sind wir in der letzten Augustwoche ins Planspieluniversum zurückgekehrt und haben den Veranstaltungsmarathon namens Herbst eröffnet. Innerhalb von nur fünf Tagen standen rekordverdächtige 12 Veranstaltungen in Berlin, Hildburghausen, Shanghai, Rostock und Bremen an. Am 30. August war so gut wie das komplette planpolitik-Team aktiv: Sieben parallele Planspieldurchführungen galt es über die interaktive Bühne zu bringen. Klimaverhandlungen und EU-Lobbyismus, Terrorgefahr und Flüchtlingspolitik und gleich drei Mal Populismus. Fürwahr spiegeln unsere Themen die aktuellen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft wider. Insbesondere das Thema Klima wird uns dabei auch in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen. In Vorbereitung auf den Weltklimagipfel COP23 – in Bonn, unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln – werden wir mit Schulklassen, Studierenden und Expert/innen zahlreiche Planspiele und Workshops durchführen.
Eine Bundeskanzlerin mit pinken Strähnen, ein 14-jähriger Familienminister in Jogginghose und ein Staatssekretär, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt – so sah das typische Bundeskabinett auf dem Tag der Deutschen Einheit in Mainz aus. Unser “Planspiel Bundeskabinett” machte es möglich: Im Zelt der Bundesregierung konnten die Gäste in die Rollen von Minister/innen und Staatssekretär/innen schlüpfen und sogar Kanzler/in werden. Im exakt nachgebauten Kabinettssaal traten insgesamt acht Kabinette für gut eine Stunde zusammen. Je zwei Gesetzesentwürfe waren zu diskutieren, immer abwechselnd standen eine Gemüseanbau-Pflicht für Hobbygärtner und die Wahlpflicht oder die Einführung der anonymen Bewerbung und eine Fastfood-Steuer auf der Tagesordnung.
An diesen fiktiven Beispielen erlebten die Teilnehmenden, wie wichtig Kompromisse sind und wie schwierig die Regierungsarbeit mitunter sein kann. Sie schauten “hinter die Kulissen”, erst recht, als der echte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt auf sein Planspiel-Double traf und den Teilnehmenden einige persönliche Einblicke in die Regierungsarbeit gab. Unsere persönlichen Highlights waren jedoch die bunte Mischung der Teilnehmenden und die tolle Stimmung, die die Regierungsarbeit jeweils prägte. Für viele war es das erste Planspiel ihres Lebens und nicht wenige hatten anfangs Respekt vor der Herausforderung. Umso größer waren der Stolz und die Freude hinterher. Bisher sind Planspiele auf Großveranstaltungen und Messen sehr selten – in Mainz hat sich gezeigt, wie viel die Gäste von solchen Angeboten mitnehmen. Hoffentlich in Zukunft immer häufiger!