Schon zum vierten Mal war planpolitik mit einem Planspiel bei der Jungen Islam Konferenz (JIK). Nach Berlin und Hamburg ging es dieses Mal nach Kiel, wo die JIK Schleswig-Holstein im Rathaus konferierte. In altehrwürdiger, hanseatischer Atmosphäre spielten die 29 Konferenzteilnehmer/innen, darunter fünf syrische Flüchtlinge, dort unser Planspiel zum Thema Minderheitenrechte. Darin werden grundlegende Fragen des Zusammenlebens in einer pluralistischen Gesellschaft thematisiert. Abgerundet wurde der Tag durch ein Gespräch mit Ministerpräsident Thorsten Albig, der mit den Teilnehmenden über die Rolle des Islams in Deutschland diskutierte.
Im besten Sinne des Wortes „wuselig“ – so lässt sich die Atmosphäre auf der Jugendtagung „Keine Diskussion – Demokratie und politischer Extremismus“ beschreiben. 165 junge engagierte Menschen aus ganz Deutschland waren auf Einladung der Bundeszentrale für politische Bildung Ende Januar in Nürnberg zusammengekommen. Ihr Ziel: Drei Tage lang mehr über Formen des politischen Extremismus zu erfahren. Und das nicht im klassischen Tagungsformat sondern durch ein aktivierendes Programm, das zum Austausch anregt.
Unsere Aufgabe war dabei die Moderation der Gesamtveranstaltung und die Gestaltung des Tagungsauftakts. Da wurden mit drei Miniplanspielen Möglichkeiten ausgelotet, auf Radikalisierungserscheinungen zu reagieren. Direkt nach den Planspielen gaben die Teilnehmenden per Conference App – unserer neuesten Software-Entwicklung – live ihre Stimme ab, wie sie persönlich in den beschriebenen Situationen gehandelt hätten. Das Resultat: Die Mehrheit verschließt sich nicht der Diskussion sondern will bei Verdachtsmomenten immer erst das Gespräch suchen.
Am folgenden Tag wechselten sich Vorträge, Workshops und Drama Game ab. Der Abend stand dann ganz im Zeichen des Democracy Slams – sechs Slammer begeisterten mit ihren Sprachkünsten das Publikum. Am Sonntagvormittag schließlich ging es darum, selber aktiv zu werden – und mit dieser Inspiration und Motivation im Gepäck ging es dann für alle am Sonntagnachmittag zurück in alle Ecken der Republik.
Erfreulicherweise konnten wir in den letzten Monaten zahlreiche Planspiele im Auftrag von Unternehmen und Institutionen oder im Rahmen von Projekten entwickeln. Auftakt in diesem Entwicklungsmarathon machte dabei im vergangenen Herbst das Planspiel Hämophilie für Bayer Healthcare. Es wird inzwischen weltweit in Schulungen und Studiengängen eingesetzt. Derzeit entstehen fünf weitere Spiele, wovon vier Schülerinnen und Schüler ab ca. 15 Jahren adressieren: Für das Projekt ImTeaM4EU schreiben wir ein Planspiel über eine fiktive, länderübergreifende, europäische Region. Dort verhandeln Vertreter/innen aus drei Staaten am runden Tisch den Ausbau des Energienetzes. Im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung NRW erarbeiten wir ein Spiel zum Thema „Asylpolitik in der Europäischen Union“, das in Zukunft von Multiplikator/innen an Schulen in NRW durchgeführt werden wird. Die Europäische Akademie Berlin schließlich hat uns beauftragt, für ihr Projekt „Europa in der Schule“ Planspiele zur EU als internationalem Akteur und dem Europäischem Binnenmarkt zu entwickeln. Ebenfalls ein europäisches Thema, aber eine vollkommen andere Zielgruppe hat eine neu entwickelte Variante des Planspiels „Lobbying in Brüssel“: Hier sind wir für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) tätig und werden das Planspiel dann Ende April selber in Turin begleiten.
Ende September 2015 fragte die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) bei uns an: Wie können wir für Oberstufenschülerinnen und -schüler in zwei Tagen erfahrbar machen, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein? Uns war sofort klar, dass es für eine breitgefächerte Lernerfahrung neben zwei Kurzplanspielen am zweiten Tag zuvor weitere innovative Methoden geben sollte. So schlüpften die Teilnehmenden am ersten Tag auf 6 Stationen in die Rollen u.a. von Geflüchteten, Schleusern, Grenzpolizist/innen und Entscheidungsträger/innen vom BAMF. Sie erlebten hautnah, welche Interessen, Zwänge und (kriminelle) Machenschaften Fluchterlebnisse bestimmen. Durch informative Hintergrundvideos – als virtuelle Realität via App auf die Smartphones der Teilnehmenden gebracht – wurden Fragen wie Fluchtursachen und -wege und Rechtliches thematisiert. Ein Höhepunkt unter vielen waren Gespräche mit Vertreter/innen von Jugendliche ohne Grenzen NRW, einer Selbstorganisation junger Geflüchteter. Dort konnten die Teilnehmenden all die Fragen, die im Laufe des Vormittags aufgekommen waren, direkt mit Betroffenen diskutieren. Die interaktive Veranstaltung verlangte von unseren Trainer/innen vollen Einsatz – doch das sehr positive Feedback der Teilnehmenden war die beste Belohnung für zwei Tage Adrenalin nonstop.
Und das Konzept hat auch die FES in Berlin überzeugt. Entsprechend haben wir inzwischen gemeinsam ein Pilotprojekt zum Themenbereich „Flucht und Migration“ für Berliner Schulen entwickelt, das ab dem Frühsommer an den Schulen der Hauptstadt angeboten werden soll.
Es ist toll, immer wieder mit neuen Organisationen und Institutionen zusammenzuarbeiten. Aber es ist ebenso toll, 10-jährige Jubiläen zu feiern. Und in diesem Jahr stehen davon einige an: So arbeiten wir seit nunmehr 10 Jahren mit der Berliner Hertie School of Governance zusammen und führen dort jedes Semester Trainings durch. Auch in Berlin, nämlich an der Freien Universität, ist der Studiengang International Relations Online angesiedelt. Dort sind wir seit 2006 als Dozenten dabei, im Moment unterrichten wir im 10. Jahrgang des Studienganges unser Modul How to Bargain in International Politics. Die Evangelische Akademie Loccum ist für uns etwas ganz besonderes: Dort haben wir 2004 unser allererstes Planspiel außerhalb der Uni durchgeführt – also noch vor der offiziellen Gründung von planpolitik. Und dort ist für diesen Sommer zum Jubiläum eine Simulation der amerikanischen Präsidentschaftswahl angedacht. Eine ebenso lange Partnerin ist die STUBE, wo wir regelmäßig Planspiele und andere Veranstaltungen zu Themen wie Entwicklungspolitik, Konflikt und Frieden, globale Zivilgesellschaft oder Klimapolitik ausrichten. Natürlich ist auch die Friedrich-Ebert-Stiftung seit Anbeginn dabei – doch hier ist es schier unmöglich, alle Formate und Orte aufzuzählen, die wir gemeinsam erlebt haben. Wir sagen Dankeschön für 10 tolle Jahre und freuen uns auf das, was kommt!