„Wenn es nach einem Workshop mehr Fragen gibt als zuvor, war‘s ein Erfolg!“ Daran gemessen war die Auftaktveranstaltung des modularen Formats „EU-Planspiel/Workshop zu Flucht und Asyl“ für Jugendliche ab 15 Jahren sogar ein sehr großer Erfolg. Denn das gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung entwickelte Angebot regte die Teilnehmenden dazu an, immer wieder nachzuhaken und so tiefer in das Thema einzusteigen.
Was natürlich auch am Thema Flucht, Asyl und Integration liegt: Wo anfangen, wo aufhören, fragten wir uns schon bei der Konzeption. Die Lösung: Insgesamt sieben Module, die auf unterschiedlichste Art kombiniert werden können. Von Einblicken in die tatsächliche Flucht über Kurzplanspiele und Wissensstationen bis zu Diskussionsrunden mit Geflüchteten. Die Stärke der vielfältigen Modulkombinationen bewies sich bei der Premiere. Kurz vorm Ferienbeginn war es 100 Berliner Schüler/innen in der FES-Zentrale zwei Tage lang alles Mögliche, nur nicht langweilig.
Ab dem kommenden Schuljahr können interessierte Berliner (!) Lehrer/innen das modulare Bildungsangebot bei der FES Berlin, Jugend und Politik buchen (Ansprechpartnerin: Yvonne Lehmann). planpolitik bietet die Module unter dem Titel „Auf der Flucht – wieso, woher, was nun?“ ebenfalls an. Fragen Sie einfach an!
In Notunterkünften (NUK) untergebrachte Geflüchtete sollten diese so schnell wie möglich wieder verlassen können. Was aber, wenn wie in der Berliner NUK Flughafen Tempelhof Menschen seit zum Teil neun Monaten dort leben – ohne Aussicht auf Veränderung? Dann gilt es, nachhaltige Strukturen zu etablieren, die die Geflüchteten mit Angeboten des lokalen Umfelds vernetzen, z.B. in den Bereichen Freizeit, Arbeit oder Beratung. Eben diese Strukturen hat die Beratungsagentur trialog im Auftrag der NUK-Betreiberin Tamaja GmbH seit Beginn des Jahres entwickelt. Von Beginn an waren wir mit trialog im Gespräch. Ein Ergebnis des kontinuierlichen Austausches war die Entwicklung eines Konzepts und die Moderation eines zweitägigen interaktiven Workshops für Mitarbeitende in der NUK. Dabei ging es um die Integration der Strukturen in die Arbeitsabläufe und die Optimierung der Kommunikationsprozesse zwischen den unterschiedlichen Abteilungen. Höhepunkt war das Planspiel „Ehre oder Ärger – Freiwillige in der Geflüchtetenhilfe“ – eine lebhaft gespielte und an der einen oder anderen Stelle sicherlich etwas überspitzte Simulation der Arbeit mit Geflüchteten und freiwilligen Helfer/innen. Dass diese Arbeit ganz besondere Anforderungen an die Sozialteams und Ehrenamtskoordinator/innen in der NUK stellt, wurde im Laufe des Workshops immer wieder deutlich. Aber wir sind zuversichtlich, dass die von trialog konzipierte Vernetzungsstrategie Entlastung im Arbeitsalltag der NUK bringen wird, von der im Ergebnis die Geflüchteten profitieren werden.
Es kommt uns wie eine halbe Ewigkeit vor, dass wir im Juni 2015 den Grexit mit Master-Studierenden vom Centre international de formation européenne (CIFE) in einem an aktuellste Ereignisse angepassten Planspiel in Brüssel verhandelten. Jener Exit konnte damals im Spiel und in Realität noch abgewendet werden. Das hat mit dem Brexit bekanntermaßen nicht geklappt. Und so stand das abschließende Brüsseler Gipfeltreffen des diesjährigen Blended-Planspiels „Die Zukunft der Europäischen Union“ nach vierwöchiger Online-Phase ganz unter dem Eindruck der Entscheidung, die einen Tag zuvor Europa und den Rest der Welt erschüttert hatte.
Gleich zu Beginn erhielten die zwei Studentinnen in der Rolle des Vereinigten Königreichs die Möglichkeit für einige Abschiedsworte – und wurden anschließend recht kühl aufgefordert, den Sitzungssaal zu verlassen. Da es bei uns eben doch nur ein Spiel ist, übernahmen die beiden danach die Pressearbeit und lieferten einige furiose Interviewpassagen ab. Eine weitere Besonderheit war die zweistündige Unterbrechung des Planspiels. Denn beim parallel stattfindenden CIFE-Almunitreffen diskutierten drei Briten den Brexit, wie eben nur Briten diskutieren können. Höflich, redegewandt und witzig-sarkastisch wagten die Politikprofis Paul Adamson, Sir Graham Watson und Mark Watts Vorhersagen für die Zukunft – und scheuten teils auch nicht davor zurück, vom Ende des Vereinigten Königreichs und einer anstehenden Revolution zu sprechen. Bei diesen Aussichten warten wir mal ab, welcher Exit dann im Juni 2017 bei CIFE zur Diskussion stehen wird.
Gleich zwei terroristische Gruppen bedrohen den Frieden im fiktiven Staat Fontanien. Doch auch das Regime tut seinen Teil zur Destabilisierung der Lage, die Nachbarstaaten spielen nicht immer eine positive Rolle und die fiktive EU versucht, sich auf eine gemeinsame Haltung zu einigen. Die Teilnehmenden des Young Leaders for Europe-Programms der Bertelsmann-Stiftung spielten die Rollen in diesem eigens für das Programm entwickelten Planspiel.
Wie oft bei unseren fiktiven Spielen ist das Szenario an reale Konflikte angelehnt. Die Situation in Syrien und im Irak war ein Ausgangspunkt, aber auch der Kurdenkonflikt sowie die Bedrohung durch extreme Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat flossen in die Gestaltung des Planspiels ein. Entsprechend entdeckten die Teilnehmenden viele Parallelen zur realen Welt. Auch die Rolle der EU wurde kritisch beleuchtet: Sie kann auf dem internationalen Parkett nur dann eine wirksame Rolle spielen, wenn sie mit einer Stimme spricht. Wie schwer das bei unterschiedlichen außenpolitischen Interessen und innenpolitische Zwänge ist, wurde in den Verhandlungen sehr deutlich. Darüber hinaus führte die Beteiligung internationaler Großmächte nicht unbedingt dazu, dass die Gespräche über den Frieden in Fontanien zielgerichteter verliefen. Im Gegenteil: Der ehemalige „fontanische Präsident“ stellte in der Auswertung fest, dass es in den Diskussionen um alles Mögliche ging – aber nicht in erster Linie um die tatsächliche Situation in „seinem“ Land. Ein zwar realistisches, aber nicht sehr erfreuliches Fazit.
Georgien und Armenien – endlich mal wieder eine Gegend, in der wir noch nicht waren! Sicher mit am aufregendsten war die Autofahrt zwischen Tbilisi und Yerewan durch den südlichen Kaukasus bis an den Fuß des wunderschönen Ararat. Atemberaubende Landschaften und die erste Grenzquerung zu Fuß in der Geschichte planpolitiks. Beide Länder bzw. Städte lohnen unbedingt einen Besuch!
Dazu zwei ausgesprochen erfolgreiche Veranstaltungen mit Multiplikator/innen aus dem Partnerpool der Friedrich-Ebert-Stiftung in Georgien und Armenien. Während die Teilnehmenden in Tbilisi jünger und weniger erfahren, aber sehr interessiert an interaktiven Methoden waren, hatten wir es in Yerewan mit sehr viel erfahreneren, aber auch zunächst skeptischeren Teilnehmenden zu tun – davon 23 Frauen und 2 Männer. Es hat aber nicht lang gedauert, sie zu “knacken”.
Insgesamt sechs Tage Programm, in denen wir mehr oder weniger unser gesamtes Repertoire an interaktiven Methoden eingeführt und mit den Teilnehmenden getestet haben. Abgesehen vom generell ausgesprochen positiven Feedback zu Aufbau, Inhalt und Anleitung waren wir besonders erfreut, dass einige Teilnehmende die Methoden direkt in ihre anstehenden Veranstaltungen eingebaut haben. Offenbar mit großem Erfolg. Das nennt man dann wohl nachhaltiges Training. Wenn’s nach uns ginge, würden wir schon bald wieder in Richtung Kaukasus einchecken…