Zwischen dem ersten Treffen mit groben Ideen und Visionen für ein ERASMUS+-Projekt und der tatsächlichen Zusage lagen viele Monate. Doch es hat sich gelohnt, intensiv zu konzipieren, zu verwerfen, sich neu zu sammeln und weiter zu planen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Unter der Titel „#TEVIP – Translating European Values Into Practice” geht es ab September 2017 gemeinsam mit unseren Projektpartnern Youth of Europe (Polen), CEO – Centrum Edukacji Obywatelskiej (Polen), Rete Educare ai Diritti Umani (Italien), Agape Centro Ecumenico (Italien) und dem Dare-Netzwerk (Belgien und Deutschland) los.
Wenn planpolitik (mit) drauf steht, ist natürlich interaktiv drin – und so werden Plan- und Rollenspiele, Methoden für Großgruppen bis zu 100 Personen und viele weitere aktivierende Formate entstehen, mit denen die abstrakten europäischen Werte Freiheit, Gleichheit und Solidarität für junge Menschen anhand von konkreten Konfliktsituationen greifbar gemacht werden. So greifbar, dass sie den Bogen in ihre eigene Realität schlagen und die europäische Idee mit ihrer eigenen Lebenswelt verbinden können. Irgendwann im fernen 2020 werden die TEVIP-Materialien auf Deutsch, Englisch, Polnisch und Italienisch für Multiplikator/innen der (außer)schulischen Bildung kostenlos zur Verfügung gestellt. Dazu dann zu gegebener Zeit mehr!
Nach über 10 Jahren Planspielentwicklung zu unterschiedlichsten Themen und für sehr diverse Zielgruppen erarbeiten wir uns so langsam einen gewissen Ruf in der Welt der Planspielwissenschaften. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres schreiben wir insgesamt fünf Artikel, mal für einen wissenschaftlichen Sammelband zur Simulation politischer Entscheidungsfindung von Kollegen der Universität Antwerpen, mal für eine Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, mal für die Fachzeitschrift “Unterricht Wirtschaft+Politik”, die sich insbesondere an Lehrkräfte im Bereich Politik richtet. Dabei geht es immer um sehr spannende didaktische Fragen im Zusammenhang mit der Methode Planspiel – und es zwingt uns ganz nebenbei, über unsere jahrelange, sehr praktische Arbeit zu reflektieren: Warum ist die Methode Planspiel eigentlich eine so gute Methode? Wie kann man den vermeintlich nachhaltigeren Lerneffekt auch nachweisen? Auch unseren Expertenstatus in Sachen Online- und Blended-Planspiele können wir weiter ausbauen.
Dass wir jetzt wieder wissenschaftliche Paper schreiben, hat insofern eine ironische Seite, als dass wir damals vor 12 Jahren planpolitik gründeten, weil uns während unser Tätigkeit an der Uni auffiel, dass uns das Lehren mehr liegt als das Forschen und Schreiben. Und nun haben wir uns aufgrund der vielen praktischen Erfahrungen offenbar einen Namen erarbeitet, um allein in diesem Jahr in zwei Sammelbänden als einzige Nicht-Akademiker für einen Beitrag angefragt worden zu sein. Rein finanziell lohnt sich diese Form der Beschäftigung nicht, aber es entstehen gute Kontakte im In- und Ausland, und die ersten gemeinsamen Projekte mit Kolleginnen aus der Wissenschaft sind auch schon abgeschlossen. Vielleicht wird es ja doch noch was mit der Doktorarbeit…
Einige der Paper können Sie hier einsehen, die jüngsten Beiträge aus diesem Jahr sind leider alle noch nicht veröffentlicht. Wir halten Sie und euch auf dem Laufenden.
Im Europamonat Mai sind unsere Kolleginnen Annegret Schneider und Helen Böhmler, also die Europaabteilung von planpolitik, samt vielen freien Mitarbeiter/innen landauf landab unterwegs. Der Auftrag: Schülerinnen und Schülern die Europäische Union näher zu bringen. Neben Planspieldurchführungen kommen dieses Jahr für unser Europa-Kernteam noch zehn Coachings in NRW hinzu. Der Auftrag der dortigen Landeszentrale für politische Bildung ist besonders reizvoll, denn es gilt, Teamer/innen des Europateams NRW bei der Durchführung des Planspiels „Asyl in Europa – von der Idee zum Gesetz“ (aus dem Hause planpolitik) zu begleiten und ihnen den ein oder anderen hilfreichen Tipp zu geben. Erfahrungen aus den ersten Coachings zeigen, dass selbst erfahrene Mitglieder des Europateams NRW von der Zusammenarbeit profitieren und die Unterstützung als Mehrwert sehen. Vor allem die Feinabstimmung und das Timing während des Spiels, die Kommunikation mit den anderen Trainer/innen und die Balance zwischen Spielfluss und Intervention können so gemeinsam verbessert werden.
Generell ist die Nachfrage nach Coaching-Möglichkeiten in letzter Zeit stark gestiegen. Für uns ein klares Signal, unser Angebot entsprechend auszubauen und so Interessierte dabei zu unterstützen, den Weg von der Idee zur eigenständigen Durchführung eines Planspiels zu gehen.
Wie funktioniert eigentlich Entwicklungszusammenarbeit? Unter dieser Leitfrage steht unser neues Planspiel „Hilfe für Karisia“. Der Auftraggeber: Engagement Global. Die gemeinnützige Gesellschaft bietet Informationen und Weiterbildungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit für Mitarbeiter/innen von NGOs, Stiftungen, Unternehmen oder staatlichen Institutionen. Viele Teilnehmende der Veranstaltungen von Engagement Global sind danach im Ausland in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv.
Ende April kam das Planspiel zum Einsatz. Die Zielgruppe der Veranstaltung war dabei sowohl für Engagement Global als auch für uns eher ungewöhnlich: die Bundeswehr. Gut 20 Offiziere des Generalstabslehrgangs der Führungsakademie der Bundeswehr – größtenteils Majore und Hauptmänner mit Auslandserfahrung – tauchten ein in die Welt der Entwicklungszusammenarbeit und vollzogen im Planspiel einen ungewohnten Perspektivwechsel.
Die Simulation deckt dabei mehrere Jahre ab und spielt in einem fiktiven Entwicklungsland, das an die Verhältnisse in Afghanistan und Mali angelehnt ist. Die Teilnehmenden übernehmen die Rollen verschiedener Nothilfe- und Entwicklungsorganisationen und versuchen, beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes zu helfen. Es ist angedacht, das Planspiel als regelmäßiges Angebot von Engagement Global bei der Bundeswehr zu platzieren. Mindestens eine weitere Durchführung an der Führungsakademie der Bundeswehr werden wir im Herbst begleiten.