Mit einem Paukenschlag sind wir in der letzten Augustwoche ins Planspieluniversum zurückgekehrt und haben den Veranstaltungsmarathon namens Herbst eröffnet. Innerhalb von nur fünf Tagen standen rekordverdächtige 12 Veranstaltungen in Berlin, Hildburghausen, Shanghai, Rostock und Bremen an. Am 30. August war so gut wie das komplette planpolitik-Team aktiv: Sieben parallele Planspieldurchführungen galt es über die interaktive Bühne zu bringen. Klimaverhandlungen und EU-Lobbyismus, Terrorgefahr und Flüchtlingspolitik und gleich drei Mal Populismus. Fürwahr spiegeln unsere Themen die aktuellen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft wider. Insbesondere das Thema Klima wird uns dabei auch in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen. In Vorbereitung auf den Weltklimagipfel COP23 – in Bonn, unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln – werden wir mit Schulklassen, Studierenden und Expert/innen zahlreiche Planspiele und Workshops durchführen.
Eine Bundeskanzlerin mit pinken Strähnen, ein 14-jähriger Familienminister in Jogginghose und ein Staatssekretär, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt – so sah das typische Bundeskabinett auf dem Tag der Deutschen Einheit in Mainz aus. Unser “Planspiel Bundeskabinett” machte es möglich: Im Zelt der Bundesregierung konnten die Gäste in die Rollen von Minister/innen und Staatssekretär/innen schlüpfen und sogar Kanzler/in werden. Im exakt nachgebauten Kabinettssaal traten insgesamt acht Kabinette für gut eine Stunde zusammen. Je zwei Gesetzesentwürfe waren zu diskutieren, immer abwechselnd standen eine Gemüseanbau-Pflicht für Hobbygärtner und die Wahlpflicht oder die Einführung der anonymen Bewerbung und eine Fastfood-Steuer auf der Tagesordnung.
An diesen fiktiven Beispielen erlebten die Teilnehmenden, wie wichtig Kompromisse sind und wie schwierig die Regierungsarbeit mitunter sein kann. Sie schauten “hinter die Kulissen”, erst recht, als der echte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt auf sein Planspiel-Double traf und den Teilnehmenden einige persönliche Einblicke in die Regierungsarbeit gab. Unsere persönlichen Highlights waren jedoch die bunte Mischung der Teilnehmenden und die tolle Stimmung, die die Regierungsarbeit jeweils prägte. Für viele war es das erste Planspiel ihres Lebens und nicht wenige hatten anfangs Respekt vor der Herausforderung. Umso größer waren der Stolz und die Freude hinterher. Bisher sind Planspiele auf Großveranstaltungen und Messen sehr selten – in Mainz hat sich gezeigt, wie viel die Gäste von solchen Angeboten mitnehmen. Hoffentlich in Zukunft immer häufiger!
Landauf, landab finden das ganze Jahr über im Rahmen der Partnerschaften für Demokratie Demokratiekonferenzen statt. Die Umsetzung der Konferenz ist von Ort zu Ort unterschiedlich, die Zielsetzung aber immer die Selbe: In der Bevölkerung soll das Bewusstsein über die Möglichkeiten und Herausforderungen einer demokratischen Gesellschaft geschärft, kommunale Handlungsfelder und Partizipationswege aufgezeigt werden.
Mitte September wurden 800 Schülerinnen und Schüler von der Stadt Langen (Hessen) zu solch einer Demokratiekonferenz eingeladen. Grußworte und Vorträge der Stadtoberen und Ideen-Sammlungen zur jugendgerechten Gestaltung des öffentlichen Raums standen auf dem Programm. Und das „Kommunal-Puzzle“ – eine Neuentwicklung aus dem Hause planpolitik. Mit dem Puzzle lernen Jugendliche innerhalb von nur einer Stunde die kommunalen Aufgabenbereiche kennen und können ihre Wunschkommune gestalten. Spielerisch lernen sie, dass es zwar einerseits „Pflichtbereiche“ gibt, bei denen die Kommune ohne viel Handlungsspielraum die Vorgaben der Bundesebene befolgen muss, aber auch „Freiwillige Bereiche“, die die Kommune und ihre Bürger/innen aktiv mitgestalten können. Versehen mit unterschiedlichen Rollenvorgaben diskutierten die Jugendlichen eifrig mögliche Projekte: Soll die Kommune Geld in ein neues Krankenhaus stecken, oder ist dann nicht mehr genug übrig für einen neuen Sportplatz? Ist ein neues städtisches Kino es wert, die Steuern anzuheben? Hinterher ist klar: die Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen verlangt Kompromisse. Aber egal ob Rentner oder alleinerziehende Mutter – jede/r kann mitreden und mitbestimmen!
Schon der Titel der Veranstaltung deutete darauf hin, dass es dieser Tag in sich haben würde: “Vielfältiger Islam vs. gewaltbereiter Salafismus. Möglichkeiten der Prävention und Intervention”. Mit der Info-Reihe verfolgt die ausrichtende Landeszentrale für politische Bildung in NRW zwei Hauptziele. Einerseits bietet sie pädagogischen Fachkräften und Lehrer/innen einen Überblick über unterschiedliche Strömungen des Islam, nicht zuletzt, um die Vielfalt der Religion zu unterstreichen und damit möglichen pauschalen Negativzuschreibungen und Stereotypen gegenüber den Muslim/innen entgegenzuwirken.
Andererseits will die Veranstaltung aufklären, welche Gefahren vom gewaltbereiten Salafismus ausgehen. Um diesen extremistischen Bestrebungen entschieden entgegentreten zu können, werden mögliche Präventions- und Interventionsstrategien im Umgang mit gefährdeten Jugendlichen an Schulen und Bildungseinrichtungen vorgestellt.
Unsere Aufgabe bei der ersten Durchführung bestand darin, die Vorträge und anschließenden Diskussionen zu diesen komplexen und hoch aktuellen Fragen zu moderieren. Sehr spannend und fordernd zugleich; vieles war auch für uns inhaltlich Neuland. Hinzu kam, dass der Tag mit insgesamt 11 Expert/innen-Inputs und 10-Stunden-Programm auch methodisch eine gewisse Herausforderung darstellte. Wir freuen uns sehr, dass wir auch die drei folgenden Info-Veranstaltungen zum gleichen Thema moderieren werden.
Erfreulicherweise hat uns das Informationsbüro des Europäischen Parlaments beauftragt, in den kommenden Monaten an Schulen in NRW, Thüringen und Sachsen-Anhalt insgesamt acht eintägige EU-Planspiele durchzuführen. Während die zwei Termine in NRW schon vergeben sind, suchen wir in Thüringen (1 Durchführung) und Sachsen-Anhalt (2 Durchführungen) noch interessierte Schulen. Die Rahmenbedingungen sind denkbar einfach: So richtet sich das Angebot an Schulklassen ab der 10. Klasse. Fünf Themen stehen zur Auswahl, der Termin kann auf einen Tag zwischen heute und Ende Februar 2018 gelegt werden. Sollten Sie also z.B. an einer Schule lehren und nun Feuer und Flamme für ein EU-Planspiel sein, steht Ihnen unsere Kollegin Annegret Schneider (a.schneider[at]planpolitik.de) mit detaillierten Infos zu den genauen Formalitäten mit Rat und Tat zur Seite.