Wer sich schon länger mit europäischer Politik beschäftigt, kennt die Debatten über das Für und Wider und das Wohin in Bezug auf die EU. Aber wie schafft man es, dass sich junge Menschen in der Schule und anderswo damit auseinandersetzen? Analog haben wir mittlerweile viele gute Antworten und Konzepte – und nun kommt eine starke digitale Ergänzung dazu: das Unionslabor!
Gespielt wird online über’s Smartphone. Mit wenigen Klicks erstellt die Lehrkraft die benötigte Zahl Spiele und nach dem Login gründen jeweils fünf Spieler/innen ihre eigene EU. In der Rolle von europäischen Regierungschefs probieren sie aus, wie Zusammenarbeit funktioniert – oder eben auch nicht. Über mehrere Runden bestimmen sie die Geschicke der Union. Auf nationaler Ebene entscheiden sie allein, bei europäischen Gipfeltreffen beschließen sie gemeinsam, mit welchen Maßnahmen sie ihr Land und die EU voranbringen wollen.
Keine Gruppe verhandelt gleich, jede Union entwickelt ihre eigene, einzigartige Spieldynamik. Nach 45 Minuten Spielzeit wird in der vergleichenden Auswertung klar: In manchen Gruppen sind die Spieler/innen eher auf den eigenen Vorteil bedacht, in anderen gibt es mehr Solidarität und es werden europäische Maßnahmen beschlossen, die den Schwächeren helfen. Spielerisch werden so Perspektivwechsel und Konfliktfähigkeit trainiert. Im Mittelpunkt jedoch steht die Fähigkeit, sich ein eigenes Urteil über die europäische Zusammenarbeit bilden zu können.
In nur wenigen Wochen haben über 500 Teilnehmende bereits 100 Europäische „Unionen“ gegründet. Eine Schülerin bringt ihre Erfahrung so auf den Punkt: „Das Unionslabor macht großen Spaß, aber kein Wunder, dass man sich nicht einig sein kann in der EU, es funktioniert echt nur mit Kompromissen.“
Ein riesen Dank für die tolle Zusammenarbeit geht an unsere Auftraggeber, die uns die Entwicklung dieses innovativen Bildungsformates übertragen haben: die Bertelsmann Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung. Und wenn Sie nun Lust auf’s Unionlabor bekommen haben, probieren Sie es aus – in einem kostenlosen Testspiel oder direkt im Unterricht!
Wenn sich Hate Speech im Internet ausbreitet, antworten Menschen oft mit Gegenrede und dem Widerlegen des toxischen Narrativs, der Lüge, des Hasses. Wie aber schafft man es, über die Gegenrede hinaus alternative, hoffnungsvolle Narrative im Internet zu platzieren? Mit u.a. der Frage nach passenden Inhalten und digitalen Umsetzungsformen beschäftigt sich das Projekt Netzteufel der Evangelischen Akademie Berlin.
Im September lud das Projekt 25 Teilnehmende aus ganz Deutschland auf die Berliner Insel Schwanenwerder ein, um in einem zweitägigen Design Thinking Workshop genau diese Frage anzugehen. planpolitik war dabei zur Abwechslung einmal vorrangig hinter den Kulissen aktiv. In Zusammenarbeit mit der Projektleitung haben wir das Workshop-Konzept entwickelt, eine eintägige Design-Thinking-Schulung für die vier Referent*innen durchgeführt und dazu einen ausführlichen Spickzettel mit allerlei Tipps und Tricks für die Durchführung der Arbeitsgruppen erstellt. An den beiden Veranstaltungstagen dann waren wir als Methoden-Coach dabei – eine sehr dankbare Rolle, insbesondere wenn Stimmung und Kreativität gut sind und alles wie geschmiert läuft. Im Verlauf der Veranstaltung zeigte die Methode ihre Magie und führte die Teilnehmenden weg vom ständigen Schreiben und hin zum Brainstormen, Zeichnen und Herstellen – gepaart mit kontinuierlichen Feedbackschleifen, in denen die Ideen und analogen und digitalen Prototypen sich ersten Nutzertests stellten. Am Ende stand eine bunte Mischung von digitalen Prototypen, die die Themen Gender, Homosexualität, Islam und Geflüchtete in natürlichen Einklang mit dem Wort Gottes brachten.
Seit einiger Zeit schon ist das EU-Projekt #TEVIP nicht mehr wegzudenken von der Agenda unserer Europa-Abteilung. „Translating European Values into Practice“ verbirgt sich hinter dem Kürzel und nichts Geringeres als das haben wir uns gemeinsam mit den Partnerorganisationen des Projekts vorgenommen. Was kann unter dem Begriff „Werte“ eigentlich verstanden werden, und was genau macht „europäische Werte“ aus? Wie können wir die bisweilen abstrakten europäischen Werte für junge Menschen greifbar und erlebbar machen?
Mit dem Ziel, diese und weitere Fragen aus einer transnationalen Perspektive zu ergründen, fand vom 24. bis 30. August im polnischen Poronin die erste „Youth Mobility“ des Projekts statt. Mit dabei: 38 junge, hochmotivierte Menschen aus Polen, Italien und Deutschland. Gemeinsam mit Youth of Europe, der für den Aspekt „Mobility“ hauptverantwortlichen Partnerorganisation, wurden neu entwickelte interaktive Formate auf den Prüfstand gestellt und mithilfe des Feedbacks der Teilnehmenden verfeinert. Über unterschiedliche Verständnisse und die Auslebung von Werten wie Solidarität, Freiheit oder Gleichberechtigung wurde ebenso lebhaft diskutiert wie über die Frage nach einer europäischen Identität. Und nicht umsonst fand das Ganze in unmittelbarer Nähe zum Tatra-Gebirge und der beliebten Kleinstadt Zakopane statt: Auch aktivierende Outdoor-Aktivitäten kamen nicht zu kurz. Mit einem neuen Motivationsschub geht es für uns jetzt in die nächsten TEVIP-Phasen!
Die Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) bestimmt die Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen bis ins Jahr 2030. Das Besondere daran: Die SDGs beziehen sich nicht nur auf die klassische Entwicklungspolitik, also die Bekämpfung von Hunger, Armut oder mangelnder Bildung, sondern nehmen so gut wie jeden Bereich politischen Handels in den Blick. Also auch Themen wie Geschlechtergleichheit, faire Löhne, der Kampf gegen den Klimawandel, sowie gute Regierungsführung – und zwar nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in den Industrie- und Schwellenländern.
Keine einfache Aufgabe, dieses Thema in einem Spiel greif- und verstehbar zu machen. Zumal auch Zielgruppe und Format des Spiels für uns eher ungewöhnlich sind. Gedacht ist das Spiel nämlich für Unteroffizier/innen der Bundeswehr, die von unserer Auftraggeberin Engagement Global in Entwicklungs-Themen geschult werden. Und das Format: Ein klassisches Spielbrett mit Fortschrittsanzeigern, Spielchips, Rundenzähler, Würfeln.
Es spielen jeweils vier Personen, die ein Industrieland, ein Schwellenland und zwei Entwicklungsländer vertreten. Die Spieler/innen ziehen Aktionskarten, geben Geld für politische Maßnahmen aus und verhandeln miteinander über gegenseitige Hilfen oder gemeinsame Antworten auf Krisen. Das Schwierige: Wenn nicht alle Länder zumindest einen gewissen Fortschritt erreichen, verlieren alle! Nach sehr erfolgreichen Tests konnten wir das Spiel im Oktober an Engagement Global übergeben, derzeit läuft die Produktion der Spielesets.
Merhaba Eskişehir! Im November hat zum dritten Mal das Projekt „Global Playgrounds – From Design to Practice“ der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke stattgefunden, dieses Mal in der Hauptstadt Anatoliens. Mit von der Partie waren unsere Partnerinnen der Deutsch-Tückischen Jugendbrücke und die Jugendorganisation TOY, die in Eskişehir vor Ort aktiv ist. Nachdem in den letzten beiden Jahren junge Menschen aus der Türkei und Deutschland Spiele entwickelt hatten, die bei der Integration von Geflüchteten helfen sollen, ging es dieses Mal darum, Workshop-Konzepte für den Einsatz dieser Spiele zu entwickeln. 24 junge Erwachsene aus Deutschland und der Türkei erarbeiteten in dreieinhalb Tagen sechs Konzepte, die zukünftig als Basis für interessierte Multiplikator/innen dienen können, die selbst Workshops anbieten und dabei die entwickelten Spiele einsetzen wollen. Abgesehen von all dem Inhaltlichen haben wir eine wirklich gute Zeit in der Türkei gehabt und viel tolle junge Leute kennengelernt.
… ist eine Frage, die bürointern in den letzten Monaten manchmal für Verwirrung gesorgt hat. Hier die Lösung: Europe Direct Information Center. Das sind lokale Informationspunkte des europaweiten Netzwerks Europe Direct. Diese Schnittstelle zwischen der EU und den Bürgerinnen und Bürgern bietet Informations- und Dokumentationszentren sowie Referent/innen zu Fachthemen in jedem EU-Mitgliedstaat an. So findet man schnell Antworten auf Fragen zu den Rechten von EU-Bürgerinnen und Bürgern, zu Programmen und Fördermöglichkeiten in der EU sowie Angebote für junge Menschen in der EU. Auch erhält man schnell Zugriff zu Veröffentlichungen und Dokumenten der EU.
Seit Sommer 2018 wird das EDIC Berlin im Auftrag der europäischen Kommission von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung betrieben, unterstützt durch unsere Kolleginnen und Kollegen der EuropaBeratung Berlin (Link: https://www.europaberatung-berlin.eu/) als verbundene Partnerin. planpolitik ist als Anbieter von Veranstaltungen Teil des Berliner EDIC-Netzwerkes. Am 21. September hat bereits das erste Planspiel in den tollen Räumlichkeiten der LzpB direkt am Berliner Zoo stattgefunden. Wir hoffen, es folgen viele mehr!
Weitere Infos gibts auf der neuen EDIC-Website. Unter der Sektion “Interaktionen” findet sich dort immer wieder EU-politische Schmankerl made by planpolitik, z.B. der interaktive Test “Welcher EU-Typ bist du?”.
Schon zum zweiten Mal haben wir Anfang Oktober Planspiele im Rahmen der Einheitsfeierlichkeiten der Bundesregierung durchgeführt. Nach Mainz im letzten Jahr lag es dieses Jahr in den Händen des Landes Berlin, die Feierlichkeiten auszurichten. Auf dem dazugehörigen Bürgerfest hatten Besucher/innen im Zelt der Bundesregierung – direkt gegenüber des Bundeskanzleramts – drei Tage lang die Möglichkeit, bei unserem Planspiel „Bundeskabinett“ in die Rollen von Minister/innen, Staatssekretär/innen und sogar der Bundeskanzlerin zu schlüpfen. Die Begeisterung unter den insgesamt mehr als 800 Teilnehmenden war groß, als sie nach dem Spiel aus dem Planspielzelt herauskamen. Nicht weniger groß war die Erkenntnis, wie schwierig die Regierungsarbeit ist und wie wichtig Kompromissbereitschaft.
Ganz besonders waren zwei Besucher/innen. Als Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in unserem Zelt vorbeischaute, stellte sie sofort fest: „Das ist doch der Kabinettstisch“. Und an genau jenem Kabinettstisch saß eine zweite, kurzzeitig ernannte Ministerin Giffey, die in diesem speziellen Fall ein Mann war und gerade im Planspiel die Frage verhandelte, ob anonymisierte Bewerbungsverfahren eingeführt werden sollen, um eine größere Chancengleichheit zu erwirken. Im lockeren Gespräch erläuterte Franziska Giffey die Regierungsarbeit und ließ sich genauso in ihren vollen Arbeitsalltag blicken wie kurze Zeit später Hubertus Heil, seines Zeichens Bundesminister für Arbeit und Soziales. Auch er stand Rede und Antwort und wusste zu erzählen, was an unserem Planspiel alles realistisch ist und was im Regierungsalltag etwas anders abläuft. Erfreulich für uns – kurz nach dem Einsatz kam die Bestätigung, dass es im nächsten Jahr im Oktober in Kiel beim Tag der deutschen Einheit 2019 weitergehen soll mit uns und den Minister*innen.