Mit Karina Frank und Tim Bader umfasst das feste Team von planpolitik nunmehr 16 Personen. Während Karina tatkräftig in den Bereich „Demokratie und Gesellschaft“ eingestiegen ist, bringt sich Tim vor allem bei „Globale Zusammenhänge“ und „Wirtschaft und Energie“ mit ein. Beide haben als freie Mitarbeiter*innen bei uns begonnen und uns schnell überzeugt – sowohl was das Fachliche als auch das Menschliche angeht. Herzlich Willkommen im Team. Toll, dass ihr dabei seid!
Wenn das Team wächst, wächst natürlich auch der Raumbedarf. Während wir 2017 ja sehr lange nach weiterer Bürofläche im Neuköllner Reuterkiez suchen mussten, ging es dieses Mal sehr geschmeidig. Direkt gegenüber unseres ersten Büros haben wir im Februar im gleichen Haus unser drittes Büro auf der Friedelstraße eröffnen können. Unsere Plan, die Friedelstraße irgendwann in die planpolitik Straße umzuwandeln, verfolgen wir also weiterhin erfolgreich.
Was haben die Regionen mit Europa zu tun und welche Visionen schlummern dort für die EU der Zukunft? Dieser Frage geht seit 2018 das an der Donau-Universität Krems angesiedelte Forschungsprojekt Regional Parliaments Lab (REGIOPARL) rund um Prof. Ulrike Guérot nach. planpolitik war im niederösterreichischen Landtag von St. Pölten mit dabei, als die erste sogenannte Intervention im Rahmen des Projekts stattfand. Bei diesem Veranstaltungsformat, das als Feldstudie gedacht wird und in insgesamt 15 regionalen Parlamenten in sieben EU-Staaten durchgeführt werden soll, kommen Landtagsabgeordnete jenseits vom Parlamentsalltag zusammen. Sie diskutieren ergebnisoffen Fragen der Kompetenzverteilung (Verteidigungspolitik auf europäischer, Agrarpolitik auf regionaler Ebene?), der institutionellen Architektur und einer möglichen territorialen Neuordnung Europas unter Rückgriff auf unterschiedliche Konzeptionen von “Region”. Ziel ist es herauszufinden, wie ein demokratisches Europa für alle aussehen kann.
Wir hatten im Vorfeld das Diskussionsformat entwickelt und begleiteten die anwesenden Politiker*innen, als sie dem Auftrag des Tages nachkamen, Demokratie neu zu denken. In kleinen Arbeitsgruppen entstanden so neben realisierbaren Ideen auch innovative Zukunftsvisionen. Im Laufe der kommenden 14 Interventionen soll es weiter darum gehen, den Berufspolitiker*innen die Möglichkeit und den Raum zu bieten, für einen Tag aus dem Alltagsgeschäft auszusteigen und sich mit visionären Ideen für Europa zu befassen. Wir sind gespannt!
Unser April 2019 wurde eingerahmt von zwei Veranstaltungen im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung. Den beiden Veranstaltungen gemein war, dass sie Gruppen internationaler Young Professionals zusammenbrachte. Im Berlin feierte Anfang des Monats das neugegründete International Adenauer Network Premiere: Dieses Netzwerk bringt Nachwuchspolitiker*innen aus aller Welt – und das bedeutet tatsächlich von Brasilien bis Neuseeland, von der Mongolei bis Tansania – zu einem regelmäßigen Austausch über aktuelle Entwicklungen zusammen. Zum Auftakt wurde die Frage einer neuen Systemkonkurrenz in einer von uns moderierten Szenario-Werkstatt diskutiert. Werden sich liberale Demokratien als vorherrschende Gesellschaftsform durchsetzen? Werden autokratische Systeme immer dominanter? Oder wird es weiterhin ein Nebeneinander der Systeme geben? Die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte der Teilnehmenden führten zu drei intensiv diskutierten, potentiellen Entwicklungspfaden. Am Ende formulierten die Expert*innen Politikempfehlungen, die allesamt eins zum Ziel hatten: den Trend zum autokratischen Staat zu stoppen und liberale Strukturen zu stärken und auszubauen.
Etwas enger gefasst ist der Einzugsbereich der KAS MENA Leadership Academy, mit der wir Ende des Monats in Istanbul zusammenkamen. Mit 20 Teilnehmenden aus sieben MENA-Ländern – von Marokko bis Libanon – führten wir ein intensives viertägiges Training zu Leadership, Verhandlung und Lobbying durch. Was macht gutes Leadership aus? Wie setze ich mein BATNA ein? Und welche Strategien führen im Austausch mit Politiker*innen zum Erfolg? Im Laufe des Trainings wurden die von uns vorgestellten Konzepte und Theorien immer wieder auf den Prüfstand gestellt: Wie lassen sich diese Strategien in Ländern anwenden, in denen es in Politik und Gesellschaft oft an Transparenz oder gar an funktionierenden Parlamenten fehlt? Diese Auseinandersetzung war auch für uns sehr fruchtbar und führte gut vor Augen, wie weit Theorie und Praxis manchmal auseinanderliegen.
Sowohl in Berlin als auch in Istanbul war eine große Leidenschaft für Demokratie und Freiheit zu spüren, und die Teilnehmenden sprachen immer wieder voller Begeisterung von der Förderung durch „Konrad“. Wir können uns der Begeisterung nur anschließen, denn in beiden Programmen hat die Adenauer-Stiftung tolle und engagierte junge Menschen zusammengebracht.
Im Dezember 2018 feierte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ihr 70. Jubiläum. Zu diesem Anlass hat die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) das Projekt #freiundgleich ins Leben gerufen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Herangehensweisen wird darin die einzigartige Bedeutung der Menschenrechte betrachtet – so gibt es beispielsweise eine Wanderausstellung, Theaterworkshops, Podiumsgespräche und Online-Publikationen. Unser Beitrag zum EKD-Projekt sind fünf Kurz-Planspiele, die sich mit aktuellen Fragen auseinandersetzen: Seenotrettung auf dem Mittelmeer, Machtverhältnisse in Zeiten von #MeToo, der Umgang mit extrem rechten Gesinnungen im Ehrenamt, die Möglichkeiten und Grenzen der Religionsfreiheit und Unternehmensverantwortung in der Textilindustrie. Alle Spiele hinterfragen, wie unsere Gesellschaft in konkreten Situationen mit Menschenrechten verfährt. Gelten sie wirklich für alle Menschen gleich? Oder führen wirtschaftliche oder (macht-)politische Gründe immer wieder dazu, dass Einschränkungen der Menschenrechte in Kauf genommen werden?
Alle Planspiele sind für bis zu 20 Spielende angelegt und nehmen samt Einleitung und Auswertung ca. 120 Minuten Zeit in Anspruch. Begleitet werden sie von einer ausführlichen Handreichung, in der die Methode Planspiel erläutert und konkrete Anregungen zur Durchführung der fünf Planspiele gegeben werden. Schließlich ist die Idee, dass interessierte Multiplikator*innen die Planspiele selbständig durchführen. Die Planspiel-Materialien sind ab dem Frühsommer auf der Projekt-Website #freiundgleich zu finden. Wer die Planspiele schon früher einmal ausprobieren möchte, kann dies beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 Ende Juni in Dortmund tun, wo wir eine Auswahl der Planspiele an drei Tagen durchführen werden.
Am Ende hat es dann nicht ganz gereicht. Doch immerhin waren wir mit unserem Online-Planspiel „Unionslabor“ Ende April einer von acht Finalist*innen beim Altiero Spinelli Prize for Outreach. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Europäische Kommission Angebote, die das Verständnis von europäischer Politik verbessern. Wir befanden uns mit der Nominierung in sehr guter Gesellschaft und konnten uns bei der Zeremonie in Brüssel einen Eindruck von den vielen großartigen Projekten und Initiativen verschaffen, die in ganz Europa daran arbeiten, die Europäische Union und den europäischen Gedanken (be)greifbarer werden zu lassen. Übrigens: Dank der Bertelsmann Stiftung und der Heinz-Nixdorf-Stiftung kann das Unionslabor noch bis Ende des Jahres kostenfrei gespielt werden. Gründen Sie also die EU neu – alles was es dazu braucht, sind fünf Smartphones und ein Internetzugang!
Wenn die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Zukunft das Planspiel „Die Zeichen stehen auf Streik“ mit ihren Verhandlungsführer*innen von Tarifverhandlungen, ehrenamtlichen Mitgliedern von Tarifkommissionen und betrieblich aktiven Mitgliedern durchführen wird, werden nicht nur Verhandlungs- und Argumentationsgeschick trainiert. Das eintägige, rundenbasierte Planspiel zielt vor allem darauf ab, den Teilnehmenden den Ablauf von Tarifverhandlungen näher zu bringen, die Notwendigkeit von Durchsetzungsfähigkeit zu verdeutlichen und die Bedeutung von Mitgliedergewinnung nachzuvollziehen. Ganz konkret sollen die Teilnehmenden fit gemacht werden für reale Tarifverhandlungen im Gesundheitswesen und das bedeutet auch, sich vor Pressevertreter*innen (aka vor der Spielleitung) strategisch klug zu präsentieren. Schließlich spielt der Rückhalt in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle bei derartigen Verhandlungen.
Die von uns gestalteten Planspielunterlagen werden in Kürze an die Auftraggeberin übergeben. Anfang April fand bereits ein Train-the-Trainer-Workshop statt, so dass Referent*innen der Gewerkschaft das Planspiel in Zukunft selbständig durchführen können.
Kurz vor dem Europamonat Mai beschenkte uns der April mit einem weiteren Veranstaltungs-Highlight: Das EuropaCamp der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg! Wie bereits im letzten Jahr verwandelte sich die Theaterfabrik Kampnagel für zwei Tage in ein Zentrum des politischen und kulturellen Austausches mit zahlreichen Workshops, Podiumsdiskussionen, Theaterstücken, Performances und Vorträgen. Unser 10-köpfiges planpolitik-Team fand sich im Lineup prominenter Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur, Wirtschaft und Medien, wie Yanis Varoufakis, Kübra Gümüşay und Sven Gigold, wider. Das macht uns zugegebenermaßen ein bisschen stolz.
Nach intensiven Wochen der Konzeption und Vorbereitung entstanden, passend zum diesjährigen Motto „React. Act. Democracy!”, neun interaktive Workshops. Einige der Angebote wurde speziell für Schulklassen entwickelt. Auch gehörte das europapolitische Kinderprogramm für junge Europäer*innen ab 8 Jahren wieder zum Programm und erzeugte wie im letzten Jahr viel Medienecho.
Neben aktuellen Themen wie Brexit und europäische Migrationspolitik standen in vielen Sessions die wirklich großen Fragen im Mittelpunkt. Es wurden Zukunftsszenarien entwickelt, die weit über den Tellerrand der kommenden Wahlperiode hinausragen, und mögliche institutionelle Reformen der Europäischen Union diskutiert.
Das EuropaCamp ist für uns Auftrag und Inspirationsquelle in einem. Besonders spannend dieses Jahr: Für viele Bürger*innen sind gelebte, gemeinsame europäische Werte Basis und Fundament für jegliche Fortentwicklung und Reform der Europäischen Union. Diese Erkenntnis spricht uns nicht nur persönlich aus dem Herzen, sondern bestätigt unsere Entscheidung, das Thema Werte in Europa in den Fokus unserer Arbeit zu setzen, z. B. im Rahmen unseres ERASMUS+ Projekts TEVIP.