Schon zum dritten Mal haben wir Planspiele im Rahmen der Einheitsfeierlichkeiten der Bundesregierung durchgeführt. Nach Mainz und Berlin lag es dieses Jahr in den Händen des Landes Schleswig-Holstein, die Feierlichkeiten auszurichten. Im Zelt der Bundesregierung direkt an der Kieler Förde sind an zwei Tagen insgesamt 600 Menschen in neun Spielrunden in die Rollen von Minister*innen, Staatssekretär*innen und der Bundeskanzlerin geschlüpft. An unserem originalgetreu nachgebildeten Kabinettstisch wurden dann vier verschiedene Themen verhandelt, die meisten im Zusammenhang mit dem 70. Geburtstag des Grundgesetzes. Das Konzept ist auch dieses Mal voll aufgegangen: Der Andrang war sogar so groß, dass mehrere Spielrunden überbucht waren und wir leider Menschen abweisen mussten.
Neu waren in diesem Jahr die digitalen Spielelemente, die die Teilnehmenden auf ihren eigenen Handys benutzt haben: Zunächst konnten sie bei einem interaktiven Quiz ihr Wissen über die Arbeit der Bundesregierung testen. Dann loggten sie sich in unseren „streng geheimen“ internen Ministeriums-Chat ein, um während der Verhandlungen mit ihren Kolleg*innen am Kabinettstisch zu kommunizieren. Zum Abschluss werteten die Teilnehmenden das Planspiel digital aus. All das lief über unsere Online-Planspielplattform Senaryon, die immer flexibler wird. In dieser Größenordnung war der Einsatz für uns auch etwas Besonderes, und wir sind froh und stolz, dass es so gut über die Bühne gegangen ist. Ein weiterer großer Schritt hin zu dem, was wir intern Planspiel Plus nennen – also die zunehmende Verzahnung unserer analogen und digitalen Angebote.
Wir hoffen, dass unser Kabinettstisch auch nächstes Jahr wieder aufgebaut wird, dann im schönen Potsdam! Und vielleicht kommt dann auch wieder – wie jetzt schon zum zweiten Mal – die echte Ministerin Franziska Giffey vorbei, um sich anzuschauen, wie sich ihr Planspiel-Ich in den Verhandlungen schlägt.
„Die Jugend wird nicht gehört!“ – Diesen Vorwurf will das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung gar nicht erst aufkommen lassen. Das Zukunftslabor Europa versorgt als Think Tank der jungen niedersächsischen Zivilgesellschaft die Ministerin Birgit Honé künftig regelmäßig mit Meinungen, Ideen und Expertise aus Sicht der jungen Generation.
Im September moderierten wir den ersten Workshop mit über 20 Vertreter*innen verschiedenster Jugendverbände und -initiativen. Gewerkschaften, die muslimischen und jüdischen Gemeinden, Pulse of Europe, SiMEP, JEF, der Sozialverband Deutschland und Fridays for Future – sie alle tauschten sich untereinander aus, entwickelten Ideen und konkrete Forderungen und diskutierten sie mit der Ministerin. Das Ganze war natürlich keine trockene Anhörung: Vorab wurden per Online-Abstimmung die Themen ausgewählt, die dann in einem interaktiven und äußerst kurzweiligen Workshop bearbeitet wurden. Wir sind begeistert von der Arbeitsweise der jungen Menschen, die geprägt war von Interesse an anderen Positionen und konstruktiven Ansätzen für Veränderungen.
Die Ergebnisse haben übrigens direkt Eingang gefunden in die Europapolitik des Landes und wurden prompt in Brüssel der neuen EU-Kommission überreicht. Diese Veranstaltung war aber erst der Anfang – das Zukunftslabor findet schon Anfang 2020 wieder statt, damit weitere Themen diskutiert werden können.
Mit Lukas Meya und Daniel Schneiß hat sich das Team planpolitik ein weiteres Mal vergrößert und zählt nun 18 fest Angestellte. Während Lukas schon seit mehr als zwei Jahren bei planpolitik ist und bisher zahlreiche Jobs als freier Mitarbeiter übernommen hat, kommt mit Daniel ein frisches Gesicht zum Team hinzu. Fun fact – beide haben zeitgleich ihren Master in Politik an der London School of Economics gemacht, sind sich dort allerdings nicht ein einziges Mal über den Weg gelaufen. Das haben sie nach ihrer Rückkehr jetzt im Reuterkiez nachgeholt.
Lukas verstärkt seit Anfang September das Online-Team und erarbeitet dort Konzepte und Vermarktungsstrategien für unsere Blended- und Online-Angebote. Derzeit geht’s vor allem um das digitale Medienelternquiz, das Ende November seine Premiere in Berlin feiern wird. Auf spielerische Art sollen Eltern sich dabei selbst auf den Zahn fühlen, was die Mediennutzung der eigenen Kinder angeht. Dass Lukas jenseits der politischen Bildungsarbeit ein Mann voller Talente ist, konnte er bei uns schon mehrfach beweisen – Meilensteine sind seine Illustrationen fürs Unionslabor und fürs Hanse-Planspiel, wodurch die Materialien dieser Projekte zu wahren Augenschmeichlern geworden sind.
Welche geheimen Talente in Daniel schlummern, werden wir in den nächsten Monaten entdecken. Immerhin wissen wir bereits, dass er sehr gerne Saxophon spielt. Als studentischer Mitarbeiter ist er Anfang Oktober ins Team „Demokratie und Gesellschaft“ eingestiegen und unterstützt uns derzeit bei der Aktualisierung des Populismus-Workshops. Neben der inhaltlichen Arbeit wird er organisatorische und administrative Aufgaben übernehmen, während er sich in seinem anderen Leben auf seine Promotion an der Humboldt Universität vorbereitet. Lukas und Daniel – schön, dass ihr dabei seid!
Mit der Auftragsbestätigung des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Iserlohn war‘s soweit: planpolitik hat in den letzten 14 Jahren mit sage und schreibe (inzwischen schon über) 250 unterschiedlichen Auftraggeber*innen zusammengearbeitet. Als allererste Auftraggeberin steht der Evangelischen Akademie Loccum für immer ein besonderer Platz in der Firmengeschichte zu. Im Laufe der Jahre ist ein wahres Netzwerk an Partner*innen entstanden, das Stiftungen und NGOs genauso umfasst wie Parlamente und Parteien, kleine zivilgesellschaftliche Initiativen genauso wie Unternehmen. Unser Anspruch an die gemeinsamen Veranstaltungen und Projekte ist stets, dass sie helfen sollen, politische Prozesse besser zu verstehen und unsere Demokratie zu stärken, indem sie Menschen jeden Alters in den Austausch darüber bringen, wie wir gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam angehen können. Für das entgegengebrachte Vertrauen und die immer wieder anspruchsvollen und inspirierenden Aufträge bedanken wir uns herzlichst bei all den tollen Menschen, mit denen wir als planpolitik zusammenarbeiten können.
In einem wunderschönen Olivenhain zwischen Ephesos und Izmir hieß es Anfang Oktober (leider) zum letzten Mal „Willkommen bei Global Playgrounds“. Das Projekt der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke brachte dabei auch bei seiner vierten Auflage junge Menschen aus Deutschland und der Türkei zusammen, um den Einsatz von Spielen in der Arbeit mit jungen Geflüchteten zu diskutieren und auszuprobieren. Das Besondere an den Spielen? Sie sind allesamt im Laufe des Projekts entstanden und sollen auf kurzweilige Art Brücken zwischen jungen Menschen bauen, die sich rein sprachlich nicht verständigen könnten. Manchmal geht‘s nur um den Spaß am Spiel, manchmal ums gegenseitige Kennenlernen, manchmal um die ersten Schritte in eine neue Sprache.
Am Ende des sechstägigen Workshops hatten die Teilnehmenden rund um die Global Playground Spiele Workshop-Konzepte für Multiplikator*innen erarbeitet, die in einem Handbuch Anfang 2020 veröffentlicht werden und dann kostenfrei genutzt werden können. Neben dieser Arbeit war natürlich der Austausch zwischen den Teilnehmenden, allesamt Expert*innen der Geflüchtetenarbeit, ein Herzstück des sechstägigen Zusammenkommens. Bis in die tiefe Nacht saßen die Teilnehmenden zusammen, um mehr über das jeweils andere Land und die Situation von Geflüchteten zu erfahren, über mögliche zukünftige Projekte nachzudenken, die Magie der Olivenhaine zu genießen und ab und zu einen Esel rufen zu hören.
Unsere Blended-Planspiele, also die Kombination aus Online-Verhandlungen und einer abschließenden Veranstaltung in real life, sind inzwischen an etlichen Hochschulen Bestandteil des regulären Angebots, oft als Teil eines Masterstudiums. Natürlich entwickeln wir die Senaryon-Engine, über die all unsere digitalen Angebote und somit auch die Online-Planspiele laufen, kontinuierlich weiter. Und so haben in diesen Wochen die Studierenden der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und am Centre international de formation européenne (CIFE), Standort Nizza, jeweils das Vergnügen, ein neues Feature kennenzulernen: Über das neue Aufgabensystem können Dozent*innen während der Verhandlungen den Studierenden passgenaue Aufträge geben, um z.B. Prozesse und Inhalte des Planspiels zu reflektieren oder weitergehende Recherchen durchzuführen. Innerhalb einer vorgegebenen Zeit kommen die Teilnehmenden den Aufträgen nach und erbringen so ihre Studienleistung. Nachgeschaltete Reflexionsessays werden dadurch überflüssig, denn nun ist dieser Teil des Lernprozesses ins Spiel integriert.
Die Begeisterung der Studierenden für die Blended-Planspiele ist seit nunmehr fast sechs Jahren ungebrochen. Schon beim ersten Online-Planspiel konnten wir beobachten, dass die Studierenden voller Energie dabei waren und ein Vielfaches der erforderten Semesterwochenstunden in die Aushandlung eines Kompromisses investierten. Ein schöner Effekt: Die Teilnehmenden tauchen tief ins Thema ein und verfügen am Ende des Spiels über enorme Expertise in ihrem (Planspiel-)Fachgebiet. Wie groß die Expertise bei den derzeit laufenden Verhandlungen ist, sehen unsere Kolleg*innen in den nächsten Wochen beim jeweiligen Abschlussgipfel der Planspiele in Frankfurt (Oder) und Nizza.