Bei der alljährlich im November stattfindenden Tiergartenkonferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung diskutieren Fachleute aus aller Welt über Sicherheits- und Außenpolitik. Dieses Mal übernahm Bundesaußenminister Heiko Maas die Eröffnung – mit einer interessanten Rede über sozialdemokratische Außenpolitik, die Rolle der EU und die internationale Zusammenarbeit. Natürlich ging es auch um den Umgang mit denjenigen, die beim Multilateralismus nicht so richtig mitspielen wollen. Im Anschluss war noch ein wenig Zeit für Fragen aus dem Publikum. Diesen Teil durften wir moderieren, immer mit Blick auf die nervösen Gesichter des Gefolges von Herrn Maas, die wiederum den engen Terminplan des Ministers im Blick haben. Björn erlebte dabei den schönen Moment, seiner Dozentin aus seinem ersten Uni-Seminar das Wort geben zu dürfen: Prof. Dr. Gesine Schwan.
Nach diesem eher klassischen Einstieg kam unsere eigentliche Kernkompetenz zum Tragen: Mit einem fancy Umfragetool (digital versteht sich) und Diskussionen in Kleingruppen stimmten wir die Teilnehmenden auf die Themen der nachfolgenden Panels ein und brachten sie so miteinander ins Gespräch. Die konkreten Diskussionsfragen hatten wir gemeinsam mit dem Organisationsteam der Tiergartenkonferenz entwickelt, sodass sich die Moderatorinnen der beiden nachfolgenden Panels direkt auf die Ergebnisse der Umfragen beziehen und damit ins Gespräch einsteigen konnten.
EU und LGBTI-Rechte – hat das überhaupt etwas miteinander zu tun? Ja, finden wir, und haben im Auftrag von QUEERFORMAT, der Fachstelle für Queere Bildung, ein eintägiges modulares Workshopkonzept für Lehrkräfte entwickelt. Inwieweit LGBTI-Rechte durch die EU geschützt sind und wie die einzelnen EU-Länder dazu stehen, sind dabei nur einige der Erkenntnisse, die die Teilnehmenden mitnehmen. Mindestens genauso spannend ist der Blick auf die Situation in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Um diese anschaulich zu machen, haben wir einen Klassiker der Kinderspiele wiederaufleben lassen – das gute alte Quartett! Uns geht es dabei aber nicht um das schnellste Auto oder den dicksten Motor. Stattdessen werden EU-Länder in Bezug auf Schutz und Rechte von LGBTI-Personen miteinander verglichen – bei der Recherche dazu sind auch wir manchmal ins Staunen gekommen. Wissen Sie, welches Land die LGBTI-freundlichsten Gesetze der EU hat? Wenn ja: Glückwunsch! Wenn nicht– LGBTI-Supertrumpf ausdrucken, Quartettkarten ausschneiden und los geht’s beim nächsten Spieleabend. Die Materialien gibt es in Kürze bei queerformat.de und natürlich hier, bei planpolitik.
(P.S: Es ist Malta)
Einen weiteren Meilenstein in unserem ERASMUS+-Projekt #TEVIP erreichten wir im letzten November: Nach zweijähriger Arbeit war es Zeit, die Projektergebnisse mit unseren eigenen Kolleg*innen und denen unserer Partnerorganisationen zu teilen. Im wunderschönen Piemont setzen sich 25 Trainer*innen und Lehrer*innen aus sieben Ländern mit der Frage auseinander, wie unsere persönlichen Werte unsere Arbeit als Trainer*innen in der politischen Bildungsarbeit prägen. Grundlage dafür war das #TEVIP-Positionspapier, in dem wir unsere Haltung als Projektteam zusammengefasst haben.
Natürlich wurde es auch praktisch und die Teilnehmenden probierten viele der neuen Simulationen, Rollenspiele und Aktionen selbst aus. Abschließend entwickelten die Teilnehmenden eigene, für ihren Arbeitskontext passende Veranstaltungskonzepte, um die #TEVIP-Methoden selbst einzusetzen. Auch der Austausch untereinander kam nicht zu kurz und war Dank der vielfältigen Hintergründe und Erfahrungen der Teilnehmenden enorm bereichernd.
Schon heute möchten wir Sie auf unsere #TEVIP-Abschlusskonferenz in Potsdam am 3. Juni 2020 hinweisen, auf der wir unsere Projektergebnisse vorstellen werden und gerne mit Ihnen in den Austausch kommen wollen. Spätestens dann werden alle entwickelten Methoden auch online auf tevip.eu zu finden sein.
Für die Online-Abteilung stand im Dezember der Launch des „Elternquizzes“ im Rahmen des Projektes „Chancen und kreative Möglichkeiten digitaler Medien“ an. Dieser Test unterstützt Erziehungsberechtigte bei der medienpädagogischen Selbstfindung. Wie reagiere ich, wenn mein Kind nicht mehr ohne Handy auf Toilette gehen kann? Habe ich eventuell dasselbe Problem? Das Elternquiz nähert sich den Alltagsproblemen der Mediennutzung von Kindern auf spielerischem Wege und gibt den ein oder anderen hilfreichen Ratschlag. Man spielt es übrigens auf dem Smartphone.
Gleichzeitig setzt Senaryon, unsere Planspielsoftware, seinen Weg in die Klassenzimmer und universitären Seminarräume unbeirrt fort. In einem Projekt der Unis Krakau, Antwerpen und Göttingen bewährte sich kürzlich das „EU-Lobbying-Spiel“ auf internationalem Parkett, ohne dass die Studierenden zusammenkommen mussten – ein vielversprechender Ansatz, ist doch genau das die Stärke von reinen Online-Planspielen. In Niedersachsen fanden eine ganze Reihe Online-Planspiele zu EU-Themen an Schulen statt, und Hunderte junger Menschen spielten das Unionslabor und unser digitales Medienkompetenzspiel Junait.
Aber wir bleiben natürlich nicht stehen: Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung einer einfachen Universalstruktur für Online-Planspiele. Dieses Vorhaben trägt den sehnsuchtsvollen Titel „Platin-Standard“. Damit sollen alle möglichen Konfliktsituationen – ob politischer, wirtschaftlicher, historischer Art oder einfach über den WG-Putzplan – dann als Online-Planspiel simulierbar sein.
Parallel dazu treiben wir die zukunftsweisende Verzahnung von digitalen und analogen Veranstaltungsformaten voran, um mittelfristig auch intern die Aufteilung in analoge und digitale Formate und Abteilungen zu überwinden – ein spannender Prozess der Organisationsentwicklung, über den wir in einem späteren Newsletter vielleicht mal ausführlicher berichten werden.
Als am 6. November 2019 die letzten jugendlichen Gäste den „Iserlohner Partizipationstag“ verlassen, geht ein tolles Projekt zu Ende, das unsere Abteilung Demokratie und Gesellschaft fast das ganze Jahr begleitet hat. Februar 2019: In enger Zusammenarbeit mit dem beauftragenden Kinder- und Jugendbüro der Stadt Iserlohn stecken wir Zielsetzung und Rahmenbedingungen ab, erarbeiten darauf aufbauend ein passgenaues Konzept. Die Mission? Ein Team engagierter Jugendlicher fit darin machen, auf dem Partizipationstag drei interaktive Workshops mit Gruppen von jeweils gut 100 Gleichaltrigen eigenständig durchzuführen – und das in drei aufeinanderfolgenden Runden. Mitte Juli zündet die erste Veranstaltungsstufe: 17 großartige Talente nehmen an dem zweitägigen interaktiven Moderationstraining teil, bei dem sie die Methoden World Café, Planspiel und Ideenwerkstatt und deren Anleitung kennenlernen. Zusätzlich geht’s um die Arbeit mit sehr großen Gruppen, um Teamwork und natürlich um den Umgang mit Lampenfieber, kleinen Versprechern und unvermeidbaren Pannen.
In den folgenden Monaten feilen die Jugendlichen an ihren Moderationsskills, wir liefern maßgeschneiderte Ablaufpläne und das methodische Know-How. Dann der große Tag: Während wir das Rahmenprogramm mit Cheerleaderinnen, Beatboxing, dem Kinder- und Jugendrat, der deutschen UN-Jugenddelegierten und einem bunten Markt der Möglichkeiten moderieren, gehen die Moderationsteams in ihren drei Räumen in Startposition. Auf Zuruf verteilen sich die anwesenden 370 jungen Menschen auf die Workshops, und los geht’s. In den kommenden vier Stunden wird über den Umgang mit Rassismus und Mobbing diskutiert, in einem Planspiel kommunale Klimapolitik verhandelt, ein bunter Blumenstrauß an kreativen Ideen für ein noch besseres Iserlohn gebunden und sehr viel gelacht. Unsere Rolle dabei – vor allem Staunen und Freude (und aufs Große und Ganze achten)! Nervosität hatte den ganzen Tag keinen Platz im Workshop-Raum und die Nachwuchsmoderator*innen rockten selbstbewusst und mit viel Charme die Show. Chapeau!
Unser Planspielklassiker „Globalisierung gestalten – Multilaterale Zusammenarbeit oder nationale Alleingänge?“ geht ins 15. Jahr und hat wieder einmal ein Update bekommen. Aber nicht was die Inhalte angeht – die halten wir natürlich sowieso immer auf dem neusten Stand –, sondern die Art und Weise, wie wir diese den Teilnehmenden vermitteln. Zum Einsatz kommt dabei nun unsere Onlineplattform Senaryon, die u.a. bei der Einführung, Begleitung und Auswertung eines analogen Planspiels sehr hilfreich sein kann.
Die Teilnehmenden brauchen dafür nichts weiter als ihr Smartphone. Mit diesem loggen sie sich auf der Plattform ein und beantworten dort Fragen zum Thema Globalisierung oder zum Verlauf des Planspiels. Die gesammelten Ergebnisse werden an die Wand projiziert und gemeinsam diskutiert. Der große Vorteil dabei: Wirklich alle Teilnehmenden werden eingebunden und können sich beteiligen. Ein weiteres neues Feature für unseren Klassiker: Die Teilnehmenden können jeweils für sich testen, ob sie ihre Rollen und Positionen richtig verstanden haben und fit für die Verhandlungen sind. Dafür machen sie kurze kurze Quizze zu den unterschiedlichen Themen und Akteuren im Planspiel.
Die ersten drei Durchführungen verliefen sehr vielversprechend. Die Technik steht und wird schon bald auch bei anderen Planspielen und Formaten genutzt.
Gemeinsam mit der Universität Göttingen stellen wir uns mal wieder einer neuen Herausforderung: Ein EU-Planspiel für den Unterricht im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), für den geeignete Materialien (europa-)politischer Bildung bisher absolute Mangelware sind.
Zur Einordnung: Das BVJ besuchen Schüler*innen, die schulpflichtig sind, aber keinen regulären Ausbildungsplatz erhalten haben. Viele haben bisher sehr negative Erfahrungen im Schulsystem gemacht und sind von Schulabbruch bedroht, einige kämpfen mit Drogenproblemen, sind vorbestraft oder mit schwerwiegenden familiären Problemen konfrontiert.
Das Team um Prof. Dr. Monika Oberle des Lehrstuhls Politikdidaktik plant zweitägige Workshops, unser Planspiel wird davon etwa drei Stunden füllen. Die Schüler*innen werden als Abgeordnete des EU-Parlaments über kunststoffverpacktes Obst und Gemüse diskutieren und hierzu eine Verordnung beschließen. Im Anschluss folgt der Realitätscheck mit einem bzw. einer “echten” Abgeordneten des EU-Parlaments. Obs was bewirkt, werden wir am Ende schwarz auf weiß sehen, denn natürlich wird der Erfolg des EU-geförderten Jean-Monnet-Projekts JUMPER begleitend beforscht.