Fakt oder Fake? Die Frage stellen sich nicht nur Millionen Europäer*innen beim Scrollen durch ihren Facebook, Insta- oder Twitter-Feed. Auch in Brüssel ist man sich der Gefahren durch Fake News und Hate Speech bewusst und versucht, neue Regelungen zu finden. Alles dreht sich dabei um die Frage, welche Pflichten Social Media Plattformen im Umgang mit bewusst falschen und diskriminierenden Inhalten haben. Damit das nicht nur die Beschäftigung einiger Politiker*innen bleibt, hat die Vertretung der Europäische Kommission in Deutschland das Projekt „Fakt oder Fake“ ins Leben gerufen – und wir sind mit dabei! In insgesamt 54 Workshops werden mehr als 1.000 Schüler*innen in die Rolle von EU-Parlamentarier*innen schlüpfen und darüber diskutieren, welche Rolle den Plattformbetreibenden im Kampf gegen Hate Speech und Fake News zukommt. Je nach Pandemielage nutzen sie dafür unsere digitale Planspielplattform Senaryon oder treffen sich zum argumentativen Schlagabtausch ganz klassisch face-to-face. Der Ausgang der Debatte ist dabei, wie in der Realität, ungewiss. Sicher ist aber: 2021 wird ein aufregendes Jahr für Europas digitale Zukunft – und dank des Projekts „Fakt oder Fake“ wird es das ganz sicher auch für uns und unsere Teilnehmenden.
Die meisten Menschen, die die deutschen Wendejahre rund um den Berliner Mauerfall bewusst miterlebt haben, können sich an die Treuhandanstalt und deren Bedeutung im deutsch-deutschen Transformationsprozess ab Anfang der 1990er gut erinnern. In den Jahren nach der deutschen Einheit hatte die bundeseigene Anstalt Tausende vormals Volkseigene Betriebe der DDR verkleinert, privatisiert oder stillgelegt, oft begleitet von großen Protesten gegen Massenentlassungen und als intransparent empfundene Abwicklungsprozesse. Schon damals wurde die Anstalt von den einen als alternativlos und wirtschaftspolitische Herkulesaufgabe gefeiert und von anderen als brutales neoliberales Experiment auf Kosten der ostdeutschen Bevölkerung verteufelt.
Dreißig Jahre später – und der Begriff „Treuhandanstalt“ sagt vielen jungen Menschen in Deutschland (fast) gar nichts mehr. Dies soll sich mit unserem Projekt zum Treuhand-Komplex ändern. Gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur erarbeiten wir im Laufe des Jahres einen interaktiven Bildungsworkshop, in dem sich jugendliche Teilnehmende ab 15 Jahren aus unterschiedlichen Perspektiven in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Arbeit der Treuhand eindenken werden. Der Höhepunkt des Workshops ist ein Planspiel: Darin wird es um die Frage gehen, inwiefern das Wirken der Treuhand dreißig Jahre später systematisch aufgearbeitet werden soll.
Die Workshop-Materialien werden ab dem 4. Quartal 2021 auf der projekteigenen Website kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wir freuen uns sehr über diese spannende, herausfordernde Aufgabe und werden Sie über die Fortschritte des Projekts auf dem Laufenden halten.
In den letzten Wochen und Monaten wurde unser Senaryon-Team mit den unterschiedlichsten Anfragen und Projektideen kontaktiert. Nicht zuletzt bedingt durch die Pandemie hat sich die Auswahl an Nutzungsmodellen und Projektzuschnitten dabei deutlich erweitert – das freut uns sehr!
Immer wieder erreichen uns auch Interessensbekundungen an unserer Planspielplattform aus dem Ausland, zuletzt u. a. vom Goethe-Institut Istanbul und einer jungen NGO aus Litauen. Da in beiden Fällen lokale Schulklassen angesprochen werden sollen, werden die Planspiele in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung gestellt.
Ein guter Anlass, um ein bisschen ins Thema Mehrsprachigkeit von Senaryon einzutauchen. Dazu ein kurzer Ausflug in die Welt von Bits und Bytes: Mit sogenannten ‚locales‘ wird im Programmier-Code festgelegt, in welcher Sprache die Benutzeroberfläche dargestellt wird. Sie bestimmen also z.B. darüber, in der welcher Sprache Bedienelemente in einem Spiel erscheinen – und welche Schreibrichtung der Text hat. Auf Senaryon sind aktuell locales für Deutsch, Englisch, Arabisch, Türkisch und bald eben auch Litauisch verfügbar. Der Aufwand, neue locales hinzuzufügen, ist überschaubar. Zudem können Planspielinhalte, also ‚content‘, in jeder beliebigen Sprache eingepflegt werden.
Zusammengefasst: Technisch ist die Umsetzung von digitalen Planspielen auf Senaryon in einer neuen Sprachvariante oder gar mehreren Sprachen innerhalb eines Projektes wesentlich unkomplizierter als Sie vielleicht erwarten würden. Darum scheuen Sie sich nicht, uns auch in Ihren internationalen Netzwerken bekannt zu machen und über multinationale Projekte unter Einsatz von Senaryon nachzudenken! Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung (E-Mail: boehmler[at]planpolitik.de).
Mit „Adapting skills to resist radicalisation“ ist im November 2020 ein außergewöhnliches Projekt mit spannenden Projektpartner*innen gestartet. Das Ziel: Die Adaption von interaktiven Online-Bildungsmaterialien unseres britischen Projektpartners Ariel Trust für den kostenfreien Einsatz durch Multiplikator*innen in Deutschland. Finanziert und koordiniert wird das Projekt durch die belgische Evens Foundation, die wir bereits seit 2017 kennen, als wir für deren Evens Prize for Peace Education nominiert waren.
Hinter „Skills to resist radicalisation“ (STRR) verbirgt sich eine interaktive Website mit Kurzfilmen, Online-Übungen, Handouts und Handreichung zur Radikalisierungsprävention und Stärkung der Resilienz junger Menschen gegenüber menschenverachtenden Ideologien. Der Ansatz von Ariel Trust ähnelt dem von planpolitik dabei sehr: In Rollenspielen und interaktiven Übungen entwickeln und erproben junge Menschen zwischen 11 und 14 Jahren Kommunikations- und Handlungsstrategien. Während die englischsprachigen Materialien für Lehrkräfte an britischen Schulen entwickelt wurden, entstehen mit der adaptierten deutschsprachigen Version nun drei Workshopkonzepte mit insgesamt neun 90-minütigen Modulen, die Multiplikator*innen auch in der außerschulischen Bildungsarbeit ab Oktober 2021 nutzen können.
Neben den spannenden Inhalten sind es auch unsere Projektpartner*innen, die STRR zu einem Lieblingsprojekt machen: Besonders freut uns, dass wir einmal mehr mit der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftliche Jugendbildung (et) und dem Programm „Respekt Coaches“ zusammenarbeiten. Sie begleiten uns im Adaptionsprozess und testen die Materialien. Ein weiter großartiger Partner ist Daniel Müller von dkmnews, der die Illustrationen und animierten Kurzfilme entwirft und umsetzt. Eine erste Kostprobe haben wir Anfang Februar bereits auf einem Workshop mit Respekt Coaches vorgestellt … und uns über viel positives und hilfreiches Feedback gefreut.
Die erweiterte planpolitik-Familie befindet sich seit einigen Monaten auf klarem Wachstumskurs: Annegret Menden wurde im Oktober 2020 zum zweiten Mal Mutter, Konstantin Kaiser hielt seinen Erstgeborenen wenige Wochen später zum ersten Mal in den Armen. Lina Plank haben wir Mitte Januar in den Mutterschutz und die anschließende Elternzeit verabschiedet und schon bald wird Charlotte Wiesenthal ihr folgen. Im Mai dann wird unser Programmierer Allan Anderson für sein zweites Kind zwei Monate Elternzeit nehmen. HURRAH – wir freuen uns für jede*n einzelne*n von euch und wünschen von Herzen alles Gute.
All der Nachwuchs hält gleichzeitig das Personalkarussell bei planpolitik tüchtig in Schwung. Von den Veränderungen in der Digitalabteilung hatten wir bereits berichtet. Zur Erinnerung: Dort hatten wir bereits Ende Oktober nach 12 Jahren kreativer Zusammenarbeit Konstantin Kaiser verabschiedet. Alles Gute, altes Haus! Seinen großen Hut haben sich inzwischen intern Helen Böhmler und Lars Harzem aufgesetzt, um mit der Planspielplattform Senaryon weiterhin am Puls der Zeit zu sein. Für unsere Europaabteilung konnten wir erfreulicherweise unsere langjährige freie Mitarbeiterin Katja Sinko als Elternzeitvertretung gewinnen, so dass dort Kontinuität und Qualität gewahrt bleiben, erst recht, wenn Annegret im April zurückkehren wird. Allan indes ist unersetzbar 😉 und so haben wir die Digitalprojekte so eingetaktet, dass wir die zwei Monate ohne Vertretung überstehen können. Allerdings: Wir suchen eine studentische Hilfskraft, die auch längerfristig an der Weiterentwicklung von Senaryon mitarbeiten will. Bei Interesse bitte melden!
Überall in Deutschland gibt es Schulen, an denen sich einige unserer Planspiele zur alljährlichen Tradition gemausert haben. Doch so beliebt unsere Workshops an vielen Schulen sind, von einigen Lehrkräften bekommen wir ab und an auch mal einen augenzwinkernden, aber doch auch leicht kritischen Kommentar zu hören: Schon wieder wurde der komplette Stundenplan durcheinandergeworfen, damit die ganze Stufe an einem Planspiel teilnehmen kann.
Entsprechend haben wir in den letzten Monaten aus der Pandemie-Not eine weitere Tugend gemacht – und einen weiteren erfolgreichen Testballon des digitalen Unterrichts gestartet. Wenn wir schon nicht selbst vor Ort sein können (was wir viel lieber wären), dann nutzen wir doch die Flexibilität der digitalen Formate. Aus unserem Planspiel Just Transition, das wir normalerweise als Blockveranstaltung in Präsenz durchführen, haben wir eine Fortsetzungs-Veranstaltung entwickelt. So kann es nun während der regulären wöchentlichen Unterrichtszeit in vier Doppelstunden durchgeführt werden.
Auch die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden lässt sich nutzen: Die Einarbeitung in die Rollen wird zur Hausaufgabe, sodass in der zweiten Sitzung gleich mit dem Spiel losgelegt werden kann! Über unsere Planspielplattform Senaryon haben die Schüler*innen immer alle Informationen zur Hand und können auch zwischen den Schulstunden miteinander kommunizieren und verhandeln.
Aufgrund des guten Feedbacks stehen in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung insgesamt bereits sieben Durchführungen im Kalender. Das Format passt so gut zum Homeschooling, dass wir uns schon leicht am Kopf kratzen mussten: Warum sind wir da nicht schon früher draufgekommen?
2020 – das Jahr der Turbo-Lernkurven! Das gilt auch für unser Know-How zur Konzeption und Moderation von interaktiven Online-Workshops, ob mit oder ohne Planspiel. In vielen Online-Schulungen haben wir dieses Wissen dann direkt weitergegeben, u.a. an Lehrkräfte, Trainer*innen aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich und Dozierende an Hochschulen. Grundprinzip unserer Fortbildungen ist dabei immer, dass alle interaktiven Methoden über das praktische Ausprobieren erklärt werden.
Entstanden sind mehrere Schulungskonzepte: Dazu gehören der 90-Minuten Crashkurs und die etwas ausführlichere 3,5-Stunden Version, die einen Überblick über die gängigen Methoden und Tools sowie die Grundregeln der Workshop-Konzeption und -Moderation bieten. Für die weniger erfahrenen Teilnehmenden sind dies die ersten Schritte, um Workshops mit interaktiven Methoden künftig selbstständig konzipieren und auch durchzuführen zu können. Die erfahreneren Trainer*innen freuen sich mehr über den Austausch und die Inspiration für die eigene Arbeit.
In unseren längeren Formaten geht es dann in der Regel um bestimmte Methoden. Der Klassiker ist unsere Fortbildung zur Entwicklung und Durchführung von Planspielen, mittlerweile ergänzt um den Teil zur Entwicklung einfacher Online-Planspiele via Video-Konferenz oder auf unserer Planspiel-Software Senaryon. Spannend war auch die Anfrage, die Methode Design Thinking ins Digitale zu übertragen und dies mit einer Schulung zur selbständigen Durchführung zu begleiten. Aber wie kann eine Methode, die so sehr von haptischem Erleben und schnellem, direkten Austausch im Team profitiert, online funktionieren? Um diese Frage zu beantworten, haben wir etwas weiter ausgeholt und erst einmal recherchiert, welche Ideen die Design-Thinking-Szene für eine Online-Umsetzung parat hat. Herausgekommen ist ein Mural-basiertes Design-Thinking-Erlebnis samt vorgeschalteter Schulung zur eigenständigen Anwendung. Und so können wir auch hier sagen – mission completed.