Bis 2050 klimaneutral werden – das hat sich die Europäische Kommission im Jahr 2019 vorgenommen. Um dies erreichen zu können, wurde vor wenigen Wochen ein Maßnahmenpaket unter dem Titel „Fit for 55“ veröffentlicht: Dies soll den Weg ebnen, bis 2030 die Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 55% im Vergleich zu 1990 zu reduzieren.
„Fit for 55“ nimmt sich die unterschiedlichsten Bereiche vor: Die Agrarpolitik genauso wie erneuerbare Energien und die Sozialverträglichkeit von Klimapolitiken. Unter dem Schlagwort „RefuelEU“ geht’s um den Flugverkehr, der aktuell jährlich für 200 Millionen Tonnen oder 2,8% der C02-Emissionen verantwortlich ist. Das Ziel: Fliegen soll nachhaltiger werden, indem Kraftstoffe vermehrt aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Keine Überraschung, dass „RefuelEU“ von Fluggesellschaften und Ölkonzerne, aber auch Naturschutzorganisationen und Klimaaktivist*innen mit großen Interessen aufgenommen und diskutiert wird.
Passend hierzu erarbeiten wir aktuell im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung Österreich ein EU-Lobbyspiel, bei dem unterschiedliche Akteure in einem mehrstufigen Prozess Einfluss auf den Verordnungsentwurf nehmen wollen. Die Spielenden lernen dabei nicht nur die Interessen und Forderungen diverser Interessenvertretungen kennen, sondern schlüpfen auch in die Rolle verschiedener Vertreter*innen der am Prozess beteiligten EU-Institutionen. Aus den jeweiligen heraus müssen sie dann entscheiden: Welchen Forderungen kommen wir nach? Welche Interessen, aber auch Expertisen benötigen wir, um Fliegen nachhaltiger gestalten zu können, aber gleichzeitig im globalen Flugverkehrsbetrieb konkurrenzfähig zu bleiben?
Ende August stand bei planpolitik mal wieder die Vertonung von Videos auf dem Programm. Doch dieses Mal ging‘s nicht um ein neues Video-Planspiel, sondern um die drei animierten Kurzfilme aus dem Projekt “Kleine Große Schritte – Umgang mit Ausgrenzung und Extremismus erproben”. Ein zehnköpfiges Team aus ambitionierten Nachwuchsstimmen und erfahrenen Profis liehen im Tonstudio den 16 Protagonist*innen der Kurzfilme ihre Stimmen und erweckten sie so erst richtig zum Leben. Unterstützung und Coaching kam dabei von professionellen Schauspieler*innen und Soundmastern.
In unserem Projekt adaptieren wir die englischsprachigen Bildungsmaterialien “Skills to Resist Radicalisation” für Schüler*innen ab 10 Jahren. Dabei sind im Projektverlauf drei Module entstanden, in denen Schüler*innen Schritt für Schritt erproben, wie sie mit Vorurteilen und rechtsextremen sowie islamistischen Ansprachen in ihrem sozialen Umfeld und dem Internet umgehen können. Nach fast einem Jahr Recherche, Brainstorming und kreativen Sitzungen freuen wir uns nun darauf, die Rollenspiele, Übungen und Kurzfilme bald auf der Projekt Website zu sehen.
Für uns kommt nun nur noch ein letzter Feedback-Workshop mit Expert*innen aus dem Programm Respekt Coaches, die uns bei der Adaption der Materialien von Beginn an beratend unterstützt haben. Auf diesem letzten von vier Workshops wird es vor allem um die Begleitmaterialien gehen, die Multiplikator*innen bei der Durchführung der drei Module als 90-minütige Einheiten oder eintägige Workshops unterstützen. Wir melden uns wieder, sobald die Projekt-Website im Oktober gelauncht wurde.
Nach einer langen und intensiven Planungsphase können wir endlich die Vertragsunterzeichnung eines weiteren Großprojekten feiern – und das natürlich gemeinsam mit der Auftraggeberin der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung! Ziel des Projektes ist es, Multiplikator*innen in Bayern den Zugang zu Online-Planspielen zu ermöglichen. Dabei ist es unser Interesse, die Durchführung des Angebots so einfach zu gestalten, dass die Spiele von z. B. Lehrkräften in ihre Unterrichtsplanung integriert und eigenständig durchgeführt werden können. Das Projekt kann so einen entscheidenden Beitrag leisten, dass (digitale) Planspiele zu einem festen Bestandteil im Unterricht an bayerischen Schulen werden.
Bis zum offiziellen Start des Angebots im Spätherbst 2021 ist noch einiges zu tun: Wir entwickeln vier Planspiele, die unterschiedliche Themen und Schwierigkeitsgrade abdecken. Die genauen Inhalte der Spiele werden noch nicht verraten, aber schon einmal so viel: Es geht um Digitalisierung, um die Folgen der Coronapandemie und um die Umwelt … auf der europäischen, nationalen und regionalen Ebene von Politik.
Im Anschluss werden die Inhalte ins CMS unserer Planspielplattform Senaryon eingepflegt und notwendige technischen Anpassungen umgesetzt. Die fertigen Spiele können dann entweder komplett online z. B. am PC in Verbindung mit einer Videokonferenz oder in Präsenz (z. B. im Verein oder in der Schule) an Tablets oder Smartphones gespielt werden. Parallel entsteht ein umfangreiches Paket an Begleitmaterial und Hilfestellungen für Lehrkräfte und Multiplikator*innen sowie eine projektbegleitende Website.
Planspiele à la carte
Zu unserem Brot-und-Butter-Geschäft gehört das Entwickeln neuer Planspiele zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. In den letzten Monaten konnten wir einige Neuerscheinungen in verzeichnen: So entstand im Auftrag der Deutsche Fundraising Company für die Aktion Deutschland Hilft das Planspiel „Die Gemeinschaft entscheidet“. Es richtet sich an Schüler*innen ab der 9. Klasse und hat eine Dauer von 90 Minuten inkl. Einführung und Auswertung. In Rollen als z.B. Einheimische oder Mitarbeitende internationaler Organisationen müssen die Teilnehmenden nach einem fiktiven Katastrophenfall gemeinsam entscheiden, wie die betroffene Region langfristig besser gegen Katastrophen geschützt und die Ernährungssicherheit verbessert werden kann. Zusammen mit einem Lernkoffer und einem 15-seitigen Arbeitsheft ist das Planspiel Teil des Unterrichtsmaterials “Katastrophenvorsorge verstehen”, das bei der Aktion Deutschland Hilft kostenfrei bestellt werden kann.
Für NIF Deutschland entstand zur gleichen Zeit das Planspiel „Erkennst du dich wieder? Ein Theaterstück in Deutschland“ für junge Menschen ab 16 Jahren. An einer fiktiven Schule führt ein Casting-Aufruf für das Theaterstück Romeo und Julia zum Eklat, weil dieser von unterschiedlichen Seiten als diskriminierend wahrgenommen wird. Ausgehend davon diskutieren die Teilnehmenden mögliche Formen von Diskriminierung und die Frage, wie Betroffene besser zu schützen sind und Vielfalt in Deutschland sichtbar gemacht werden kann. Schlussendlich sollen die Jugendlichen bestärkt werden, sich gemeinsam für ein respektvolles Miteinander in ihren verschiedenen Sozialräumen einzusetzen. Das Planspiel dauert ca. 120 Minuten und ist sowohl für eine Präsenz- als auch Online-Durchführung konzipiert.
Unsere Planspielplattform Senaryon wächst und wächst, denn es entstehen immer mehr Spieltypen und Spielvorlagen. Das freut uns sehr! Um jedoch nicht nur die bloße Anzahl der Spiele zu vergrößern, sondern auch die Einsatzmöglichkeiten der Plattform zu erweitern, haben wir den letzten Wochen und Monaten viel Zeit und Herzblut in die Verbesserung der sog. Responsivität gesteckt. Dabei war schon vor der Pandemie die Integration digitaler Elemente in unsere Vor-Ort-Veranstaltungen ein großes Thema bei uns. In den letzten 18 Monaten ist das aus bekannten Gründen noch etwas zentraler geworden. Nun schauen wir wieder mutig nach vorne, knüpfen an unsere alten Überlegungen an und bringen die vielen Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen der letzten Zeit ein.
Während im Fernunterricht die meisten der Teilnehmenden an einem PC bei unseren Angeboten mitgemacht haben, wollen wir Senaryon in Zukunft vermehrt an Tablets und Smartphones in die Schulen und Universitäten bringen. Das bringt Vorteile für die Teilnehmenden, da sie live verhandeln und dennoch die Features von Online-Spielen wie geheime Chats oder digitale Abstimmungen nutzen können, die Spielleitungen, da die Software durch die Veranstaltung führt und die Moderation unterstützt, die Auftraggeber*innen, da sie ein innovatives und zeitgemäßes Angebot zur Verfügung stellen können, ohne dass dabei hohe Mehrkosten entstehen und nicht zuletzt für die Umwelt, da wir so gut wie keine Materialien ausdrucken müssen.
Wir können dabei Spielvorlagen so programmieren, dass sie sowohl in einer rein digitalen Onlineversion als auch vor Ort Version funktionieren. Alternativ entwickeln wir Formate, die ausschließlich für die Durchführung mit mobilen Endgeräten optimiert sind, wie z. B. demnächst im Einsatz vor Ort in Schulen in Sachsen-Anhalt.
ENDLICH! Nach sehr langer Zeit stand Ende August mal wieder eine Präsenzveranstaltung im Ausland an. Das Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung in Beirut hatte uns schon im Frühling 2021 für ein Planspiel zum Thema Korruption angefragt, das wir bei der Citzienship Summer School der Stiftung mit Studierenden mehrerer libanesischer Universitäten hätten durchführen sollen. Ob es mit dem Trip und der Veranstaltung jetzt klappen würde, stand allerdings auch bis zuletzt in den Sternen, befindet sich der Libanon derzeit doch in einer schweren Wirtschaftskrise: Devisen sind knapp, Stromausfälle an der Tagesordnung und vor den Tankstellen gibt es lange Auto-Schlangen, da Benzin zum knappen Gut geworden ist. Nicht die besten Bedingungen, um Studierende aus dem ganzen Land zusammenzubringen.
Glücklicherweise konnte die Summer School schlussendlich stattfinden. Auch wenn nicht alle angemeldeten Teilnehmenden kommen konnten, war die Veranstaltung mit fast 50 Teilnehmenden sehr gut besucht – und das Planspiel gut ausgelastet. Man hatte das Gefühl, dass nach den vielen Online-Monaten alle nach Präsenz-Veranstaltungen und „analogen“ Kontakt zu anderen Menschen dürsteten.
Auch wenn das Planspiel etwas anders (und chaotischer) ablief als wir erwartet hatten, war die Veranstaltung ein voller Erfolg und das Feedback der Teilnehmenden und Organisator*innen sehr positiv. Die Summer School setzte sich im Anschluss an das Planspiel noch mehrere Tage fort mit Workshops und Input rund um die Themen Korruption, Transparenz und Good Governance. Auch uns wird Beirut trotz der etwas widrigen Bedingungen in guter Erinnerung bleiben. Wir kommen gerne wieder!