30.05.2023
50 Länder in 18 Jahren – von Luxemburg bis Indonesien, von Finnland bis Äthiopien. Und alles im Auftrag der politischen Bildungsarbeit! Urlaub in anderen Ländern ist ja für viele eine tolle Sache. Aber für uns Geschäftsführer, Simon und Björn, ist es fast noch ein bisschen spannender, andere Länder beruflich bereisen zu dürfen. Es fängt mit sich rührend kümmernden Gastgeber*innen-Organisationen oder Personen an und hört bei den Teilnehmer*innen nicht auf. Sie sind es, die uns einen sehr nahen Einblick in Land und Leute und in die politische, soziale oder wirtschaftliche Situation ihres Landes geben. Und manchmal lernen wir auch ein paar Grußworte in der jeweiligen Sprache dazu.

Statt im Lonely Planet oder auf google maps nach Restaurants, Sehenswürdigkeiten oder vermeintlich authentischen Märkten zu suchen, um dann dort doch wieder die gleichen anderen Tourist*innen zu treffen, haben wir dabei meist das große Privileg, dass wir von den Gastgeber*innen ausgeführt werden, Insidertipps zu Restaurants oder besonders schönen Ausflügen erhalten und dabei sehr persönliche Einschätzungen zur gesamtgesellschaftlichen Situation bekommen. Jeder Trip in ein anderes Land, jede Veranstaltung mit Menschen von dort ist eine unschlagbare Lernerfahrung, wobei wir uns im Nachhinein häufig nicht sicher sind, wer am Ende eigentlich mehr gelernt hat. 
Eine Einladung der Fachberaterin für Deutsch als Fremdsprache in Bulgarien hat uns 2023 nach 18 Jahren in unser 50. Land geführt! Das nehmen wir als Anlass, ein paar Anekdoten unserer planpolitik-Reisen zu verfassen: 

  • Der erste Auslandstrip: Shanghai/China! Shanghai im Sommer ist eine Herausforderung, offene Diskussionen mit chinesischen Student*innen auch. Aber spannend allemal, um einen Einblick in dieses riesige Land zu bekommen, das wir schon seit 2004 regelmäßig besuchen. Und der Sommerschule in Shanghai folgten dann nicht minder interessante Sommerschulen in Hanoi, Phnom Phen, Teheran und Amman. 
  • Das Land mit den meisten Besuchen insgesamt: Bella Italia! Allerdings in erster Linie das International Training Centre der ILO in Turin, wo wir allein knapp 20 Mal seit 2012 waren. Ein schöner, etwas in die Jahre gekommener Campus, auf dem Gewerkschafter*innen und Arbeitgeber-Vertreter*innen aus aller Welt fortgebildet werden. Unser Highlight der zahlreichen Besuche: der fast schon traditionelle Spaziergang vom Campus entlang des schönen Flusses Po in die Innenstadt, die meist in einem der schicken Ruderclubs am Ufer endeten, wo unsere Veranstaltungen mit einem großen Dinner abgeschlossen wurden. Es gibt schlimmere Orte für den ersten Platz…
  • Das Land mit den meisten unterschiedlichen Veranstaltungsorten: Die schöne Schweiz! Anfang Mai 2023 hatten wir einen wunderschönen Trip nach Lugano, inklusive Apartment mit Terrasse direkt über dem See. Zürich, Basel, und Bern waren uns schon von anderen Veranstaltungen bekannt. Lugano überraschte mit einem dieser herrlichen, altehrwürdigen, typisch schweizerischen Anwesen in den Voralpen mit vorzüglichem Essen. Definitiv fehlen tut in dieser Liste allerdings die Geburtsstadt des Autors dieser Zeilen: Genf. Aber wir haben ja hoffentlich noch weitere 18 Jahre, um diese entsetzliche Lücke zu schließen.
  • Der von Berlin aus am nächsten gelegene ausländische Veranstaltungsort: Wroclaw/Polen! Dieser Trip wird vor allem deswegen in Erinnerung bleiben, weil es die einzige Veranstaltung war, auf der 0!! Teilnehmende kamen – schade um die Vorbereitung für den Workshop, schön für die gewonnene Freizeit, um sich mit unserem Gastgeber die Stadt anzuschauen! 
  • Der am weitesten entfernte Veranstaltungsort: Bandung/Indonesien! Von Jakarta durch nicht endende Teeplantagen und Reisfelder 4 Stunden Zugfahrt. Immerhin der Ort, wo im Jahre 1955 zum ersten Mal afrikanische und asiatische Regierungschefs zusammenkamen, um über ihre Vorstellung einer Zukunft der internationalen Beziehungen im Zeichen des Kalten Krieges nachzudenken. Unsere Veranstaltung selbst war nicht ganz so berühmt wie die damalige Konferenz, aber allein aufgrund der mit Abstand längsten Anreise (20 Stunden) darf sie in dieser Aufzählung nicht fehlen.
  • Der unausgeschlafenste Auftritt: Hanoi/Vietnam: nach einem Nachtflug von Frankfurt nach Hanoi sind wir quasi aus dem Flieger auf die Bühne gestolpert und haben ein Planspiel zur südchinesischen See durchgeführt. An Einzelheiten der Veranstaltung können wir uns nicht gut erinnern. Wohl aber daran, dass wir noch am selben Abend mit dem Nachtzug von Hanoi in die Sapa Berge im Norden Vietnams fuhren, um dort einen der schönsten Veranstaltungsorte überhaupt kennenzulernen. Was bleibt als Bild: der Wasserbüffel in der Pfütze direkt vor unserem Zimmer. 
  • Der treueste Partner: Peter Hägel in Paris/Frankreich! Im Jahr 2007 lud uns unser Freund Peter Hägel an die American University in Paris ein. Seitdem fahren wir jedes Jahr für 5 Tage nach Paris und unterrichten ein Modul im Master zu Verhandlung, Konfliktmanagement und Krisenkommunikation. Der einzige Ort, an der wir mit „Professor“ angesprochen werden. 
  • Einer der politisch spannendsten Momente: Damaskus/Syrien 2009: Wir haben auf unseren Reisen sehr viel über die gesellschaftspolitische und soziale Situation in den jeweiligen Ländern gelernt und häufig machten uns die Schilderungen unserer Partner*innen oder Teilnehmer*innen vor Ort nachdenklich. Besonders in Erinnerung geblieben ist ein Abend in Damaskus einige Jahre von Ausbruch des Krieges, als uns ein Teilnehmer in den politischen Untergrund in Damaskus mitnahm. Über drei Codewörter kamen wir schließlich in einen Raum, wo ca. 50 Menschen zusammengekommen waren, um im Geheimen einer Lesung eines mit einem Schreibverbot belegten Schriftstellers zu lauschen. Später wurde sehr ausgelassen getanzt. In einem vertraulichen Moment erzählten uns zwei junge Männer von den Gefahren, sich politisch zu äußern, von drohenden Festnahmen und von ihrer Wut, an den Umständen nichts ändern zu können. Aber eben auch von ihrem Mut, sich dennoch zu organisieren und sich trotz aller Gefahren dem Schicksal nicht einfach zu ergeben. 
  • Die größte, erlebte Gastfreundschaft: In Rasht/Iran! Eigentlich können wir dankbar sagen, immer gastfreundlich empfangen worden zu sein. Doch eine Begegnung übertrifft sicherlich vieles: Nach einem Workshop in Teheran im Jahr 2014 sind über die Berge nach Rasht gefahren. Dort trafen wir Aryan. Er kannte uns nicht, wir kannten ihn nicht, wir sprachen auch eigentlich keine gemeinsame Sprache. Er war aber der Mann einer Cousine des Vaters eines Mädchens, dass mit meinem Sohn in Berlin in die Schule ging. Und das reichte als Verbindung dafür aus, dass Aryan sich drei Tage frei nahm, um uns seine Stadt und Region zu zeigen, uns mittags wie abends zum Essen einzuladen und mit uns die Leidenschaft für Fußball teilte. Die uns von ihm entgegengebrachte Gastfreundschaft ist letztlich nicht in Worte zu fassen. 
  • Die weißen Flecken auf der Weltkarte: In Europa gibt es aus unserer Sicht mind. zwei wirklich überraschende Lücken: die Niederlande und Dänemark! Zwei Länder, die eigentlich sehr weit vorne sind, wenn es um interaktive Bildung geht. Aber vielleicht ist genau das das Problem, dass sie Formate selbst entwickeln und durchführen können. Im globalen Kontext ist der größte weiße Fleck Mittel- und Südamerika. Könnte an meinen mangelnden Sprachkenntnissen liegen… Aber falls irgendjemand diese Zeilen liest und uns mit Menschen in Verbindung bringen könnte, die Interesse an interaktiven Formaten haben: wir würden uns SEHR freuen. 

Was bleibt, sind sehr viele Erinnerungen und Bilder, die uns als Menschen aber auch als Organisation sehr geprägt haben. Danke an alle da draußen in der Welt, die uns eingeladen und uns so viel von ihrem Leben gezeigt und erzählt haben! Egal wie viele Länder noch hinzukommen: wir freuen uns über jeden neuen Ort, den wir kennenlernen dürfen. 

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